Behinderte klagen an: "Beim Impfen hat man auf uns vergessen"
Gregor Demblin ist einer von 3.000 Schwerstbehinderten in Österreich, die nicht in einem Heim leben, sondern versuchen, ein aktiver Teil dieser Gesellschaft zu sein. Viele dieser 3.000 Österreicher müssen aufgrund ihrer Behinderung beatmet werden – darunter fällt auch der ehemalige ÖVP-Abgeordnete Franz-Joseph Huainigg. Obwohl eine Impfung Auslöser für seine Behinderung war, will sich Huainigg impfen lassen.
Demblin wundert sich nun über den Impfplan der Regierung. „Wir fallen durch sämtliche Raster bei den Verordnungen. Das war bei den Testungen fürs Pflegepersonal so, bei den Schutzmasken und ist jetzt auch bei der Impfstrategie so“, klagt Demblin an. Denn würde Gregor Demblin (43) in einem Pflegeheim leben, dann würde er zu den Ersten zählen, die Zugang zur Biontech/Pfizer- oder Moderna-Impfung erhalten.
Aber da Demblin, der nach einem Unfall seit seinem 18. Lebensjahr vom fünften Halswirbel abwärts gelähmt ist, zu Hause lebt – er hat eine Familie mit vier Kindern und zwei Unternehmen mit heute 33 Mitarbeitern gegründet – hat er noch keinen Zugang zur überlebenswichtigen Impfung. „Wir haben das Gefühl, das Gesundheitsministerium hat beim Impfplan einfach auf uns vergessen, weil wir eben nicht in Heimen leben“, ist Demblin verzweifelt.
So wie er fühlen sich viele Behinderte nun „schutzlos“, erzählt Demblin aus vielen Gesprächen mit Betroffenen.
Keine Idee
Schon kurz nach Bekanntwerden im November 2020, dass der Biontech/Pfizer-Impfstoff vor der Zulassung steht, hat Demblin beim Gesundheitsministerium angerufen, um sich zu erkundigen, wie denn die Impfstrategie für Menschen wie ihn aussieht. „Als Antwort habe ich eine Gegenfrage bekommen: Haben Sie eine Idee, wie man diese Betroffnen erreichen kann?“, schildert er. Auch das Beratungszentrum „Bizeps“ für Menschen mit Behinderung hat vom Gesundheitsministerium noch keine Antwort auf die Frage, wann die Impfungen durchgeführt werden.
Mittlerweile hat sich der Unternehmer, der auch bei den Koalitionsverhandlungen im Spätherbst 2019 als Experte an Bord war, an ÖVP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz gewendet. Die stellvertretende türkise Generalsekretärin war selbst „überrascht, dass es hier noch keinen Plan gibt“, schildert Demblin.
Erschwerend kommt nun hinzu, dass die Impforganisation an die Bundesländer delegiert wurde.