Politik/Inland

Entspannung in Traiskirchen

In Traiskirchen zeichnet sich eine Entspannung der seit Monaten angespannten Lage ab: Am frühen Donnerstagmorgen wurden die letzten Zelte vom Camp der Obdachlosen innerhalb der Erstaufnahmestelle abgebaut. Im Laufe des Tages sollten die verbliebenen 200 von einst über 2000 Menschen ohne fixe Unterkunft vom "Lager" Traiskirchen in feste Quartiere überstellt werden.

Das Innenministerium setzte damit eine Ankündigung von vergangener Woche um, die Obdachlosigkeit in Traiskirchen in den nächsten Tagen zu beenden. Campingzelte standen gestern nur noch außerhalb der Erstaufnahmestelle – auf Grünflächen und in Hecken kampierten Menschen, die Termine verpasst haben und nicht mehr ins Lager kamen.

Es ist eine seltene gute Nachricht, aber noch kein Grund, um in Jubel auszubrechen. Obwohl vom traurigen Zeltlager nur noch die mitgenommene Wiese zeugt, waren auch am Donnerstag rund 3400 Flüchtlinge in Traiskirchen untergebracht – in den Gebäuden der eigentlichen Erstaufnahmestelle, in den Acht-Mann-Zelten des Innenministeriums auf dem Gelände der Sicherheitsakademie (SIAK) und in den Schlafräumen der Polizeischüler.

Hoffnung und Skepsis

Vor der Erstaufnahmestelle zeigte sich dem KURIER ein gewohntes Bild: Menschen, die sich um jeden aufgehenden Kofferraum versammeln – in der Hoffnung auf Spenden. "Aber wir haben jetzt wieder Hoffnung. Es ist in den letzten Tagen etwas besser geworden. Viele Menschen haben einen Transfer bekommen", erzählt Patrick, ein 23-jähriger Mann aus Nigeria.

Anrainer zeigen sich hingegen skeptisch. "Ich hoffe zwar, dass es jetzt zu einer dauerhaften Beruhigung der Situation kommt, aber glauben kann ich es eigentlich nicht mehr", meint etwa Brigitte Riedl. Franz Mayer, der gegenüber der Erstaufnahmestelle wohnt, sieht das ähnlich: "Der große Ansturm kommt doch erst. Dann geht’s wieder mit den Zelten los."

Konrad im Lager

Das Ende der Obdachlosigkeit in der Aufnahmestelle ist Folge des Aufnahmestopps, den die Bezirkshauptmannschaft Baden am 5. August verhängt hat. Auch Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ) nahm die Entwicklungen zur Kenntnis. "Das darf zwar nicht darüber hinweg täuschen, dass es noch immer viele Probleme gibt", sagte er dem im KURIER, "aber es tut sich zumindest endlich was, wie der Aufnahmestopp, das Durchgriffsrecht des Bundes und die Bestellung des Asylkoordinators Christian Konrad." Konrad setzte gestern erste Zeichen: Am Vormittag machte er sich ein Bild von den Zuständen in der Erstaufnahmestelle. Am 4. September soll er im Rahmen des Europäischen Forums in Alpach an einem Vernetzungstreffen von Bürgermeistern teilnehmen, deren Gemeinden Flüchtlinge beherbergen. Auch die EU-Kommission plant, ob der dramatischen Flüchtlingssituation in Österreich alarmiert, einen Lokalaugenschein in Traiskirchen. Am 7. September wird der zuständige EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos anreisen, berichtet die Presse.

Porträt: Das ist Christian Konrad