Politik/Inland

AMS-Chef Kopf: „Algorithmus ist Vorteil für Frauen“

Frauen, die Arbeit suchen, sind gegenüber Männern aus verschiedenen Gründen benachteiligt. Die Diskriminierung, beispielsweise wegen des Rechtsanspruchs auf Elternteilzeit bis zum 7. Lebensjahr des Kindes, ist ein trauriges Faktum der Praxis.

Die neue Kundensegmentierung beim Arbeitsmarktservice, kontroversiell diskutiert unter dem Schlagwort „AMS-Algorithmus“, verfestigt die bekannten Nachteile von Frauen aber nicht, sondern bewirkt laut AMS-Chef Johannes Kopf das Gegenteil. Er sagt: „Das Sichtbarmachen der Diskriminierung schafft die Grundlage für eine gezielte Förderung durch das AMS. In Wirklichkeit ist das vorteilhaft für Frauen.“

Nach ersten Erfahrungen mit dem neuen Algorithmus zeige sich, dass Frauen überproportional oft in jene (mittlere) Gruppe gereiht werden, der das AMS künftig mit verstärkter Aufmerksamkeit begegnen und einen Großteil des Budgets zur Verfügung stellen wird. Vom gesamten AMS-Förderbudget bekämen Frauen schon jetzt 50 Prozent, obwohl von allen Arbeitslosen nur 43 Prozent weiblich sind.

Hintergrund: Der besagte AMS-Algorithmus, der 2019 erprobt und ab 2020 österreichweit angewendet werden soll, teilt Arbeitslose in drei Gruppen. Je nach guten, mittleren oder schlechten Arbeitsmarktchancen bekommen Jobsuchende künftig mehr oder weniger Betreuung und Förderung seitens des staatlichen Arbeitsvermittlers.

Kritiker monieren, dass diese Kategorisierung „bestehende Vorurteile zementiert“ und bei Frauen ein „Paradebeispiel für Diskriminierung sei“. Der AMS-Vorstand kontert im KURIER-Gespräch: „Diese Behauptung schmerzt nicht nur, sie ist auch völlig unsinnig.“

85 Prozent Trefferquote

Der Algorithmus sei nichts anderes als ein modernes Assistenzsystem für die AMS-Berater. Der Algorithmus diskriminiere auch nicht, sondern bilde mit der erstaunlich hohen Trefferquote von 85 Prozent die realen Arbeitsmarktchancen von Männern und Frauen ab.

Das helfe den AMS-Beratern, die Bedürfnisse der Kundschaft „objektiver zu beurteilen“. Die Letztentscheidung etwa über ein Coaching oder eine Höherqualifizierung liege aber stets beim Berater, nicht beim Computer. Kopf: „Wir sind keine böse Bank, die jemandem aufgrund irgendwelcher Kriterien keinen Kredit mehr gibt.“