Politik/Inland

Alkohol-Werbespot liegt nun vor Gericht

Der Verkehrssicherheitsfonds macht derzeit nicht nur durch fragwürdige Medienkooperationen Schlagzeilen (der KURIER berichtete). Jetzt geht es auch um eine umstrittene Vergabe, die derzeit (nur) vom Wiener Handelsgericht geprüft wird. Konkret geht es um eine Werbekampagne gegen Alkohol am Steuer. Dafür machte im Jahr 2009 Verkehrsministerin Doris Bures aus dem Verkehrssicherheitsfonds 3,5 Millionen Euro locker. Da die AUVA, das Kuratorium für Verkehrssicherheit und die Wiener Städtische noch jeweils rund eine Million der Kampagne zugeschossen hatten, betrug das Gesamtvolumen etwa sechs Millionen Euro.

Mitglieder der Vergabekommission berichten ( unter Wahrheitspflicht vor Gericht beziehungsweise gegenüber dem KURIER ) von höchst merkwürdigen Vorgängen. Denn im September 2009 traten fünf Werbeagenturen in der Millionen-Ausschreibung gegeneinander an. Es gab dabei einen Bestplatzierten. Der Zuschlag für den Spot Alkofahrten sind das Letzte sollte eigentlich nur mehr Formsache sein.

Es sollte anders kommen. Denn es folgte überraschend eine zweite Ausschreibungsrunde. Das geht auch aus den Unterlagen des Verkehrsministeriums hervor, die dem KURIER vorliegen.

Plagiat?

Damit der Überraschungen nicht genug, bot in der zweiten Runde eine der unterlegenen Agenturen einen neuen Spot an, der unglaubliche Ähnlichkeiten mit dem Spot des Erstgereihten aus der ersten Ausschreibungsrunde aufwies.

In dem neuen Spot wurde (laut einem unabhängigen Gutachten) eine praktisch idente Geschichte erzählt, bis hin zur Musik gab es deutlich Übereinstimmung. Das galt sogar für den Slogan: Alkohol am Steuer. Das Letzte.

Wie war das möglich?

Das ist nun Gegenstand der Gerichtsprüfung. Derzeit nicht geprüft wird, warum der siegreiche Spot aus der zweiten Ausschreibung um 30.000 Euro teurer als der Sieger-Spot aus der ersten Ausschreibung war und trotzdem den Zuschlag erhielt.

Der Slogan wurde übrigens später noch abgewandelt – in Alkohol am Steuer – könnten Sie damit leben?

Dass der Chef der Gewinneragentur als SPÖ-Intimus gilt und praktisch alle wichtigen Ausschreibungen des Verkehrsministeriums seit dem Jahr 2008 gewonnen hat, kann purer Zufall sein. Agenturchef Rudi Kobza sieht das so: "Das Vergabeverfahren für die Kampagne ist ordnungsgemäß abgelaufen und wurde auch nie beeinsprucht. Darüber hinaus wurde die Kampagne beim ORF-Top-Spot ausgezeichnet. Das hier ist ausschließlich Gegenstand eines Zivilverfahrens in erster Instanz wegen eines angeblichen Urheberrechtsverstoßes, den wir jedoch vehement bestreiten."

Im Büro von Doris Bures hat man bisher keinen Grund gesehen, die Vergabe prüfen zu lassen: "Die Ausschreibungen führt nicht das Verkehrsministerium, sondern die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) durch. Wir gehen davon aus, dass die BBG diese Ausschreibungen korrekt und nach allen Vorgaben des Gesetzes durchführt", wird dazu erklärt.

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