Politik

Indien: 126 Tote durch gepanschten Alkohol

Was für Österreicher noch in trauriger Erinnerung aus den 1980er-Jahren ist, erregt in Indien derzeit wieder die Gemüter: das Panschen von Alkohol. Seit Wochen steigt dort die Zahl der Todesopfer durch schwarz gebrannten Schnaps, der deutlich billiger als legal hergestellter ist. Er wird in Indien vor allem von Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten getrunken. Bisher starben an der derzeitigen Serie Medienberichten zufolge schon mindestens 126 Menschen.

Wie der Sender NDTV unter Berufung auf Krankenhausangaben berichtete, befanden sich Donnerstag früh noch mehr als 50 Vergiftete in ernstem Zustand. Betroffen seien vor allem Arbeiter, Rikscha-Fahrer und fliegende Händler aus dem Süden der Metropole Kolkata.

 

 

Schnapsbrennerei zerstört

Die Polizei nahm bereits vier mutmaßliche Schwarzmarkthändler fest. Die Regierungschefin von West Bengal, Mamata Banerjee, forderte im indischen Fernsehen "strenge Maßnahmen gegen diejenigen, die illegal Alkohol produzieren und verkaufen". NDTV berichtete, Anrainer hätten eine Schnapsbrennerei und mehrere Hütten zerstört, wo der illegale Alkohol verkauft worden sei. Die Regierung des Bundesstaats West-Bengalen habe Angehörigen der Toten eine Kompensation in Höhe von 200.000 Rupien (2.800 Euro) zugesagt.

Die Nachrichtenagentur IANS berichtete am Donnerstag unter Berufung auf einen Arzt, auch die Opfer des jüngsten Alkoholskandals seien von Methanol vergiftet worden. Sie seien an Herz- und Atemproblemen gestorben. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Überlebende in einem Krankenhausflur auf dem Boden saßen und sich an die Wände lehnten. Mehrere von ihnen mussten sich jeweils einen Tropf mit Kochsalzlösung teilen. Die Krankenhäuser waren wegen der vielen anwesenden Verwandten der Opfer überfüllt.

Keine Seltenheit

In Indien sind Todesfälle nach dem Konsum von giftigem Alkohol keine Seltenheit. Nach Regierungsangaben starben allein im vergangenen Jahr mehr als 1200 Inder an gepanschtem Alkohol.