Heimskandal: Darbo will Löhne nochmals zahlen
Neben Swarovski und anderen Unternehmen vergab auch der Marmeladenfabrikant Darbo Arbeiten an das Tiroler Landeserziehungsheim St. Martin. Firmenchef Martin Darbo im KURIER-Gespräch über die Aufarbeitung der Vergangenheit und mögliche Entschädigungen.
KURIER: Wann haben Sie zum ersten Mal von der Heimkinder-Arbeit für Darbo erfahren?
Martin Darbo: Dass 15-Jährige oder ältere Jugendliche, die in St. Martin gewohnt haben, im besagten Zeitraum bei uns beschäftigt waren, ist nicht neu. Neu ist jedoch jetzt seit vorgestern der Verdacht, dass diesen der von uns bezahlte Lohn offenbar vorenthalten wurde.
Wann wurden Arbeiten an die Landeserziehungsanstalt St. Martin vergeben?
Vor zirka 30 Jahren.
Wissen Sie schon Näheres, welche Arbeiten von den Mädchen verrichtet wurden?
Wie bereits gesagt im Bereich Verpackung, Einsätze in anderen Abteilungen konnte ich nicht erheben. (Dem KURIER gegenüber sprach ein ehemaliges Mädchen aus dem Heim St. Martin auch von Arbeiten an einer Maschine, Anm.)
Die Verrechnung der Löhne wurde mit dem Heim durchgeführt. Lässt sich nachvollziehen, wie das abgelaufen ist?
Über die konkreten Abrechnungsmodalitäten konnte ich bis jetzt nichts in Erfahrung bringen.
In einer Stellungnahme sagten Sie, es sei Ihnen wichtig, dass niemand umsonst für Ihr Unternehmen arbeiten muss. Was bedeutet das konkret?
Ich will wissen ob bzw. wie viel des von uns bezahlten Lohns den Mitarbeiterinnen dann auch zugekommen ist. Es muss sichergestellt werden, dass unser Lohn von damals endlich jenen zukommt, die auch gearbeitet haben.
Sie wollen den Lohn nachzahlen?
Wenn die ehemaligen Mitarbeiterinnen, die bei uns gearbeitet haben, bei den tatsächlich Verantwortlichen mit ihren rechtmäßigen Ansprüchen nicht durchdringen sollten, dann werden wir den vor über dreißig Jahren bezahlten Lohn ein zweites Mal, und diesmal direkt zahlen.
"Großes und unentschuldbares Unrecht"
Träger des Heimes St. Martin war das Land Tirol. Hatten Sie schon Kontakt?
Ich habe mich gestern direkt an das Heim gewandt, von dort wurde meine Anfrage an das Amt der Tiroler Landesregierung weitergeleitet, wie mir bestätigt wurde.
Sie sprachen von eventuellen Regressansprüchen gegen Dritte. Wie gehen Sie vor?
Vorab ist zu klären, welche Ansprüche bestehen, dann kann über die Art des weiteren Vorgehens gesprochen werden.
Die Firma Swarovski will die Arbeit von Heimkindern historisch aufarbeiten lassen. Wäre das auch für Darbo ein gangbarer Weg?
Für mich ist der direkte Weg der Kontakt mit jenen damals Jugendlichen, die vor zirka 30 Jahren bei uns gearbeitet haben und – wie jetzt naheliegt – nichts von dem Geld erhalten haben, dass wir vereinbarungsgemäß gezahlt haben. Auf diese Weise wird am meisten festzustellen sein.
Was würden Sie einem Heimkind, das für Ihre Firma gearbeitet hat und vermutlich vom Heim kein Geld gesehen hat, heute sagen?
Ich würde mich nach deren Sicht der Dinge erkundigen und danach, wo aus Sicht der ehemaligen Mitarbeiterin der vorenthaltene Lohn schuldwidrig einbehalten worden sein könnte. Und ich würde meine Ansicht ausdrücken, dass nicht weitergeleiteter Lohn für geleistete Arbeit jedenfalls ein großes und unentschuldbares Unrecht den Betroffenen gegenüber darstellt.
Auf Bitte von Martin Darbo wird der KURIER den Kontakt mit den Frauen herstellen.
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Hintergrund
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