Politik

Grüne: Harter Kampf um Listenplätze

Damit müssen sie wohl leben: Als einzige Fraktion im Parlament lassen die Grünen die Listen für die Wahl 2013 von der Basis abstimmen – das führt aber auch vor jeder Wahl zu Debatten und Spekulationen.

Für Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner ist es das allemal wert: "Ein Vorwahlprozess ist wichtig. Gerade in Zeiten, in denen so viel von der Hinterzimmerpolitik die Rede ist." In Wien startet am Sonntag das Wettrennen.

Und so viel steht fest: Einige Arrivierte werden die Ziellinie nicht erreichen. In den meisten Ländern sind die Verhältnisse klar (siehe Artikelende) – in Wien und auf der Bundesliste wird es aber rundgehen: Es gibt zu wenige Plätze für zu viele bekannte Gesichter.

Vorrang für Länder

Laut Wahlmodus haben Mandate aus den Ländern Vorrang vor jenen im Bund. Der Wettlauf ist also gestaffelt: Am Sonntag wählen die Wiener Grünen. Wer da keinen Platz schafft, muss um auf einen auf der Bundesliste hoffen. Bis zu 600 Mitglieder der Wiener Grünen werden für Sonntag erwartet. Bisher waren fünf Mandatare auf einem Wiener "Ticket" im Nationalrat, nach den Wahlen im Herbst 2013 könnten es bei Zugewinnen sechs sein. Für Platz eins gilt Parteichefin Eva Glawischnig als gesetzt.

Die Kärntnerin ist 1996 über die Wiener Grünen in die Politik eingestiegen. Hört man sich unter Funktionären um, gibt es auch für Platz zwei mit Justizsprecher Albert Steinhauser einen Favoriten. Ab Platz drei ginge demnach das Gedränge los.

Gemäß Reißverschluss-System stünde dieser Platz einer Frau zu: Verfassungssprecherin Daniela Musiol und Integrationssprecherin Alev Korun wollen im Nationalrat bleiben – und Volksanwältin Terezija Stoisits will wieder dorthin zurück.

Männerriege

Alle Inhalte anzeigen

Dazu kommt ab Platz vier eine Riege erfahrener Grün-Männer: Kultursprecher Wolfgang Zinggl und Sozialsprecher Karl Öllinger wollen wieder; Bundesrat Marco Schreuder und Rathausmandatar Martin Margulies erstmals in den Nationalrat. Das heißt: Drei Frauen und vier Männer balgen sich um drei bis vier Plätze.

Ein grüner Funktionär, der anonym bleiben will, sagt es so: "In Wien kannibalisieren sich die Vertreter der politischen Topliga." Wer in Wien kein Mandat schafft, wird im Dezember versuchen, eines auf der Bundesliste zu ergattern – nur Musiol und Margulies würden im Bund nicht kandidieren, wenn sie es in Wien nicht schaffen. Auf der Bundesliste wird es dennoch kaum gemütlicher zugehen: Da gibt es zum Beispiel Peter Pilz. Er will Nummer zwei hinter Glawischnig sein, die symbolisch auch die Bundesliste anführen wird. "Das wäre ein Zeichen, wie wichtig uns der Kampf gegen Korruption ist", sagt Pilz. Gemäß ungeschriebenem Protokoll wäre Vizeparteichef Werner Kogler die Nummer zwei. Mit dem werde er das noch besprechen, sagt Pilz.

Länderriege

Im Dezember in Linz sind fast 300 Delegierte stimmberechtigt: Neben Pilz und der Armada aus Wien kommen die Kandidaten aus jenen Ländern dazu, in denen die Grünen kein Landesmandat schaffen – wie Umweltsprecherin Christiane Brunner und ihr burgenländischer Landsmann Michel Reimon, derzeit im Landtag.

Auch Behindertensprecherin Helene Jarmer versucht es wieder über die Bundesliste; denkbar ist außerdem, dass Ex-ÖH-Chefin Sigrid Maurer antritt. Sie hält sich bedeckt – hat bisher aber auch nicht dementiert. Günstig für sie: Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald geht in Polit-Pension.

Völlig neue Gesichter und Überraschungen sind in dieser Liste noch gar nicht einkalkuliert. Wird es eine Wahl zwischen Stillstand und Erneuerung? Immerhin: Pilz ist 1986, Stoisits 1990 und Öllinger 1994 in den Nationalrat eingezogen. Der Altersschnitt der Grünen liegt mit knapp 49 Jahren nur unmerklich unter dem Parlamentsschnitt von 51,36 Jahren. Geschäftsführer Wallner sagt: "Bei der letzten Wahl waren sieben von 20 Abgeordneten neu. All das ist ja auch das Wesen von Wahlen. Da darf man auf die Weisheit der Basis vertrauen."

Grüne 2013: In den Ländern ist alles klar

Die meisten Listen sind bereits gewählt – oder gelten als fix:

Niederösterreich
Dieter Brosz, Tanja Windbüchler-Souschill

Salzburg
Birgit Schatz

Oberösterreich
Gabi Moser, Wolfgang Pirklhuber, Ruperta Lichtenecker – außerdem kandidiert Bundesratsmandatar Efgani Dönmez (neu)

Tirol
Georg Willi (neu)

Vorarlberg
Harald Walser

Steiermark
Werner Kogler, Judith Schwentner

Bisher keine Direktmandate haben das Burgenland und Kärnten (knapp) geschafft.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund