Graz: Einbrecher bedrohen Mädchen mit Pistole
Mit Schaudern wird eine 13-jährige Gymnasiastin aus Graz wohl an den Abend des 12. Oktober zurückdenken. Die Mutter war einkaufen, der Vater noch bei der Arbeit, der Bruder beim Sport. Das Mädchen sah im Wohnzimmer fern, als es in der Dämmerung von bewaffneten Einbrechern überrascht wurde. Mitten in einem noblen Villenviertel im Stadtteil Waltendorf.
Die Schülerin hörte Geräusche im ersten Stock. "Ich habe gleich gewusst, dass da jemand im Haus ist. Ich wollte noch rauf in mein Zimmer, um das Handy zu holen und um Hilfe zu rufen", gab das Opfer vor der Polizei an. Doch da kam ihr über die Treppe schon ein maskierter Mann mit einer Faustfeuerwaffe entgegen.
"Nicht schreien, ruhig verhalten", dirigierte sie der Täter mit ausländischem Akzent. Dann zwang er das Mädchen, die Eingangstüre aufzusperren. Draußen wartete der Komplize, ebenfalls maskiert und bewaffnet.
Während das Mädchen in der Küche von dem einen bewaffneten Mann bewacht wurde, durchsuchte der andere das Haus. Nur ein geringer Bargeldbetrag fiel ihm in die Hände. Nach 35 Minuten war der Spuk vorbei. Um 19 Uhr 25 kam die Mutter nach Hause, fassungslos über die Schilderungen ihrer Tochter. Im ersten Stock auf der Terrasse hatte der Täter ein Fenster aufgezwängt.
Ruhe bewahrt
"Das Opfer hat vorbildlich gehandelt", beschreibt Kriminalbeamter Uwe Wenninger. "Es hat keine Gegenwehr geleistet und nicht geschrien." Die Schülerin habe sich die Täter sehr gut eingeprägt, so dass sie eine detaillierte Personsbeschreibung geben konnte.
Die junge Grazerin war danach natürlich total schockiert, wirkte aber bei der Befragung relativ gefasst. Weil solche furchtbaren Erlebnisse nicht so einfach weggesteckt werden können, wurde das Kriseninterventionsteam um psychologische Hilfe ersucht.
Für die Kripo ist die Tat zwar ein typischer Dämmerungseinbruch. "Aber die Täter haben es bewusst in Kauf genommen, dass jemand im Haus ist", betont Uwe Wenninger. Denn in mehreren Zimmern war das Licht eingeschaltet.
Mehrere Einbrüche
In den Bezirken Waltendorf und Ries war es an diesem Freitagabend zu mehreren Einbrüchen gekommen. "Ein Tatzusammenhang könnte bestehen. Personen, die in den vergangenen Tagen verdächtige Fahrzeuge oder Personen wahrgenommen haben, werden gebeten, sich bei uns zu melden." Tel. 059133/603 333.
Die Täter dürften 30 bis 40 Jahre alt, 175 bzw. 180 cm groß und schlank sein. Sie trugen Motorradhauben mit Seh- und Mundschlitzen. Auffällig an einem Mann: Blaue Gummihandschuhe mit schwarzen Stoffeinsätzen am Handrücken und weiße schmutzige abgetragene Adidas-Sportschuhe.
Er kam als Räuber und tötete die Eltern
Erinnerungen an einen Raubüberfall, der nicht so glimpflich verlief, werden wach: Am Pfingstmontag 2009 drang ein zunächst unbekannter bewaffneter Mann in Pachfurth, Niederösterreich, kurz vor der Sperrstunde durch die Hintertür in das Heurigenlokal Timm ein.
Der skrupellose Täter erschoss das Ehepaar, vor den Augen der Tochter des Hauses, versuchte auch, die 21-Jährige zu töten. Die Kugel durchschlug die Hüfte, durchbohrte den Darm und verletzte andere Organe. Dass Tamara überlebte, grenzt an ein medizinisches Wunder.
Die Beute? 1500 Euro für zwei Menschenleben und eine Schwerstverletzte, die ihre Eltern verlor.
Später wurde ein 48 Jahre alter Bulgare als Täter ausgeforscht. Tsvetan R. wurde in Österreich zu lebenslanger Haft verurteilt, die er in Bulgarien absitzen muss.