Geheimnis der Weihnacht
Von Katharina Peyerl
Nur noch vier Wochen bis Weihnachten. Jenny und Max sind ganz aufgeregt. "Mama, nicht mehr lange, dann kommt endlich das Christkind", freuen sie sich.
Wie lange sollen Eltern den Glauben an mystische Gestalten wie Nikolo, Christkind und Weihnachtsmann aufrechterhalten? "Solange Kinder den Glauben daran in sich tragen, sollte man dieses Bild auch nicht zerstören", rät KURIER Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger. "Es sollte hier immer behutsam darauf eingegangen werden, was das Kind in seiner jeweiligen Entwicklungsphase wissen will", sagt Schauspieler und Sozialpädagoge Volker Waldegg, der schon seit 43 Jahren für Kinder und deren Familien den Nikolo gibt.
Aufklärung
Doch was passiert, wenn das Kind durch Zufall hinter dem verkleideten Nikolo den Onkel erkennt? "Ein tief greifend traumatisches Erlebnis wird es für ein Kind nicht sein", meint Leibovici. In dem Moment, da das Kind den Verkleideten nämlich auffliegen lässt, ist es selbst dazu bereit, sich damit auseinanderzusetzen. Gibt es eine richtige Vorgangsweise im Umgang mit der Wahrheit?
"Kinder vollziehen den Wechsel vom kindlichen Glauben zur tatsächlichen Realität meist selbst - manche früher, andere später", sagt Leibovici. "Bei meinen Auftritten als Nikolo werden die Kinder von mir nie angelogen", erzählt Volker Waldegg. Wenn sie Fragen stellen, gibt er darauf auch altersadäquate Antworten.
"Ich habe es auch schon erlebt, dass Kinder mit ihren Eltern mitgespielt haben, damit sie diese nicht enttäuschen, wenn sie zugeben würden, dass sie nicht mehr an den Nikolo glauben", erzählt Waldegg. "Diese Traditionen und Bräuche sollten für Kinder ein Teil der stimmungsvollen Familienfeste sein."
Waldegg ist sich sicher, dass Kinder primär den Zauber und das Besondere der Atmosphäre erleben und diese Eindrücke lange in Erinnerung behalten. Wo doch die Eltern extra ein Fest für sie arrangierten und den Nikolo einluden. "Abzulehnen hingegen ist es, wenn Eltern diese Bräuche als Druckmittel oder Erziehungshilfen benützen". Drohungen wie "Wenn du nicht brav bist, dann wird der Nikolo eben nicht zu dir kommen" sollten vermieden werden. "Aus diesem Grund bin ich auch gegen diese Angstmacherei mithilfe des Krampus", erzählt der Pädagoge.
Bedeutung
Auf jeden Fall sollten Eltern ihren Kindern, auch wenn diese nicht mehr an das Christkind glauben, den Sinn von Weihnachten näher bringen. "Früher galt der Advent als die Zeit, wo Familienmitglieder zusammenkamen, während es heute vielmehr um ein pompöses Fest mit vielen Geschenken geht", erläutert Leibovici. Vom Konsumgedanken sollte, wenigstens in dieser Zeit, weggerückt werden, meint auch Waldegg: "Familien dürfen nicht dem Irrtum verfallen, Abwesenheit mit Geschenken kompensieren zu können". Gerade in der Adventzeit sollten Familien näher zusammenrücken und mehr Zeit miteinander verbringen. Bei seinen Auftritten als Nikolo sieht sich Volker Waldegg deshalb auch nicht nur als "Geschenkeablieferer", sondern als Stimmungsträger, der Besinnlichkeit und Familiensinn vermitteln möchte.
Nikolo-Hotline (Volker Waldegg): 01/ 982 13 78
KURIER-Familycoach-Telefonsprechstunde: Montag, 13 bis 15 Uhr, 01/526 57 60.