Friso: Akku versagte bei Prinzen-Rettung
Die Tatsache, dass ein Herz nach 25 Minuten unter Sauerstoff-Mangel überhaupt noch einmal anspringt, zeigt die hervorragende Qualität der Reanimation", begegnet Wolfgang Voelckel, der leitende Notarzt der ÖAMTC-Flugrettung, jüngsten Meldungen der deutschen Bild-Zeitung. Darin wurde am Montag – rund eine Woche nach dem Lawinenunfall des niederländischen Prinzen Friso – sogar über eine "Rettungspanne im Helikopter" spekuliert: "Als es um Leben und Tod ging", sei der Akku des Reanimationsgerätes "AutoPulse" aufgrund der Kälte nach nur neun statt nach 40 bis 60 Minuten ausgefallen. Während ein Retter den Akku wechselte, habe ein anderer die Herz-Druckmassage händisch fortsetzen müssen. Auch der zweite Akku habe nur 15 Minuten funktioniert.
Ersatzakku
"Der Einsatz lief überdurchschnittlich schnell und professionell ab", entgegnet Matthias Marxgut, der Sprecher der Vorarlberger Bergrettung. Trotz Tauschs des Akkus sei die Reanimation ja nie unterbrochen worden. "Und der zweite Akku, der noch auf dem Lawinenkegel gewechselt wurde, lief solange wir das Gerät brauchten."
Beim AutoPulse handelt es sich um eine bis zu 20.000 Euro teure mechanische Wiederbelebungshilfe: Dabei liegt der Patient auf einer brustkorbgroßen Platte und wird mit einem Gurt festgezurrt. Durch Kontraktion und Entspannung wird eine Herzmassage simuliert. Dennoch ist es in der österreichischen Flugrettung Standard, Patienten händisch zu reanimieren.
"Dass ein Akku bei Kälte leer wird, ist nicht außergewöhnlich", erklärt Voelckel. "Wir arbeiten ja unter extremsten Bedingungen, wo Technik versagen kann. Und dann ist der Arzt mit seinem Wissen und Geschick gefragt." Durch Geräte, wie das AutoPulse, könne die Reanimation zwar über einen längeren
Zeitraum in gleichmäßiger Qualität erfolgen. "Aber es ist wissenschaftlich nicht erwiesen, ob sie auch eine bessere Qualität gewährleisten."
Deshalb sind auch längst nicht alle Notarzthubschrauber in Österreich mit mechanischen Wiederbelebungshilfen – erste Geräte wurden in den 1970er-Jahren entwickelt – ausgestattet. Nur zwei Helikopter in Vorarlberg, der Christophorus 8 und der Gallus 1, mit dem Prinz Friso aus der Lawine gerettet wurde, verfügen über AutoPulse-Geräte.
Vorschriftsmäßig gewartet
In Vorarlberg wird die Flugrettung von der Bergrettung in Kooperation mit ÖAMTC und dem Helikopter-Unternehmen Wucher betrieben. Vorwürfe der Bild , wonach Wucher im September vom Hersteller aufgefordert worden sei, die Akkus zu wechseln, kann Marxgut nicht nachvollziehen: "Die Geräte gehören der Bergrettung. Und wir wurden nie zu einem Tausch aufgefordert." Zudem sei schriftlich dokumentiert, dass die Akkus jeden Monat vorschriftsmäßig gewartet wurden.
"Für den Prinzen war es sogar ein Riesenvorteil, dass das Gerät da war", kann ein weiterer Experte die Kritik des Boulevards an der Bergrettung nicht nachvollziehen. Er ist ein Mitarbeiter einer Rettungsorganisation, die AutoPulse-Geräte selbst getestet hat. Auch Voelckel begrüßt prinzipiell die Initiative der Vorarlberger Bergrettung, sich für Einsätze mit neuesten technischen Geräten auszurüsten.
Königssohn offenbar noch Patient in Innsbruck
Offizielle Besuche an Prinz Frisos Krankenbett gab es seit Freitag keine mehr. Da erklärte Wolfgang Koller, Leiter der traumatologischen Intensivstation an der Innsbrucker Uni-Klinik, dass der 43-Jährige durch den Sauerstoffmangel massive Gehirnschäden erlitten hatte.
Vorerst dürfte Prinz Friso weiter in Innsbruck bleiben. Wann er in eine Reha-Einrichtung überstellt wird, blieb gut gehütetes Geheimnis. Die Klinik verwies auf eine Informationssperre und die niederländische Regierung, die zuständig sei. Die königliche Familie ersuchte, die Privatsphäre zu respektieren.
Auch am Montag wurde Frisos Mutter, Königin Beatrix, zu einem Besuch erwartet. Am Wochenende hatten die Angehörigen in Lech bei einer Messe für den Koma-Patienten gebetet. Wie berichtet, ist offen, ob er jemals wieder das Bewusstsein erlangt.
Der Lawinenabgang, bei dem der Prinz am 17. Februar im freien Skiraum im Bereich Litzen-Zugertobel verschüttet wurde, beschäftigt weiter die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Sie ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen seinen Begleiter und Freund, den 42-jährigen Direktor des Lecher Post-Hotels, Florian Moosbrugger.
Nach dem Neuschnee in der Nacht auf Montag und aufgrund des starken Temperaturanstiegs in den Mittagsstunden hat die Lawinengefahr in Tirol wieder zugenommen. Die Warnstufe erreichte den Wert 3 auf der fünfteiligen Gefahrenskala. In den letzten Tagen gingen Schneebretter auch auf Straßen nieder. Bereiche unterhalb sogenannter Gleitschneemäuler sollen möglichst gemieden werden, raten die Experten.
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