Politik

Frankreich: Première Dame muss leise treten

Valérie Trierweiler gibt sich reuig und scheint derzeit bei offiziellen Auftritten ihres Lebenspartners, Staatschef Francois Hollande, unerwünscht. Frankreichs Première Dame soll, so berichtet die Zeitung Le Parisien, einem Freund anvertraut haben: "Ich habe einen Fehler begangen".

Trierweiler hatte in der Vorwoche in den Wahlkampf eingegriffen, indem sie per Twitter eine Unterstützungserklärung an einen Dissidenten der französischen SP sandte. Der Mann kandidierte als Sozialist in der Stadt La Rochelle, obwohl die Parteiführung diesen Wahlkreis der prominenten SP-Politikerin Ségolène Royal vorbehalten wollte. Royal wurde schließlich von dem Dissidenten geschlagen, der auch von örtlichen bürgerlichen Politikern aus Schadenfreude über das SP-interne Schlamassel unterstützt wurde.

Besonders brisant wurde dieses sogenannte "Twittergate", weil Royal 28 Jahre an der Seite von Hollande gelebt hatte und die Mutter seiner vier Kinder ist. Zwischen Royal und Trierweiler kommt es schon seit Langem zu Intrigen. Die Eifersucht von Trierweiler scheint aber zuletzt extreme Ausmaße angenommen zu haben.

So entsandte Trierweiler ihren ominösen Tweet als Rache, weil Hollande es gewagt hatte, für seine Ex-Gefährtin Royal in ihrem Duell mit dem Dissidenten öffentlich Partei zu ergreifen. Dem war ein telefonischer Hilferuf von Royal an Hollande vorausgegangen, den der Staatschef im Beisein seiner jetzigen Lebensgefährtin entgegennahm – ein Tabubruch, weil Hollande es ansonsten vermied in Anwesenheit von Trierweiler mit seiner Ex-Frau zu telefonieren.

Als Trierweiler das Gespräch hörte, habe sie Hollande eine Szene gemacht. Das bestens informierte Enthüllermagazin Canard Enchainé schreibt, die tobende Trierweiler habe vor Zeugen wörtlich gesagt: "Du hast mich belogen. Du siehst sie (Royal) weiterhin und telefonierst mit ihr. Das wird sich nicht so abspielen". Darauf kam der Tweet.

Hollande hat zwar in der Öffentlichkeit nicht darauf reagiert. Bei zwei wichtigen Auftritten des Staatschefs, nämlich beim G-20-Gipfel in Mexiko und bei einer Gedenkzeremonie für vier in Afghanistan gefallene französische Soldaten, war die Première Dame aber nicht mehr anwesend. In ihrer Entourage behauptet man, sie sei "zufällig anderwärts beschäftigt gewesen". Auch die Biografie von Trierweiler schien zuletzt nicht mehr auf der Homepage des Staatspräsidenten auf.

SP-Spitzen quittieren das mit Aufatmen, weil Trierweiler im Wahlkampf einige Gefährten von Hollande gemaßregelt hatte. Der Canard enchainé berichtet, dass Stephane Le Foll (jetzt Agrarminister) auf eine Belehrung durch Trierweiler deftig reagiert habe: "Du gehst uns auf den …". Hollande saß versteinert daneben.

Die Kreise um Hollande versuchen unterdessen Royal zu besänftigen, die wegen ihrer draufgängerischen Eigenwilligkeit gefürchtet ist. Sie soll jetzt Parteichefin werden.

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