Politik

Einsichtige Patienten dürfen belohnt werden

Wer aufhört zu rauchen, wer auf den Blutdruck oder das Gewicht achtet, der soll künftig nur die halbe Rezeptgebühr bezahlen. Was Peter McDonald, der stellvertretende Obmann der SVA-Krankenkasse, angesichts der ernüchternden Ergebnisse des Ernährungsberichts (40 % der Österreicher sind übergewichtig) im KURIER vorschlug, das war nicht nur ungewöhnlich, nein: Es war für viele eine glatte Provokation.

Wer gesund ist, soll dafür auch noch finanziell belohnt werden? Das scheint allen Regeln der gelebten Patienten- und Versichertensolidarität zu widersprechen.

Folgerichtig ließ SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger tags darauf keinen Zweifel daran, dass er derlei nicht goutiere: Bonus-Malus-Systeme würden vornehmlich "Kranke bestrafen"; zudem sei es erfolgversprechender, gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu verändern, sprich: Werks- und Kindergartenkantinen müssten zum Beispiel mehr gesunde Kost kredenzen – dann werde sich der beklagenswerte Gesundheitszustand der Österreicher hoffentlich sehr bald bessern.

Das mag schon sein, und vielleicht hilft es, wenn Stöger, wie vor wenigen Tagen, unsere Bäcker bittet, ein bisserl weniger Salz ins Brot zu mischen – weil’s gesünder sei.

Der Punkt ist nur: In der SVA winkt Versicherten seit Jänner die Halbierung des Selbstbehaltes, wenn sie versuchen, gesünder zu leben. Und im Unterschied zu anderen Projekten zeitigt das System nachweislich Erfolge: Mancherorts gehen doppelt so viele Versicherte zur Vorsorge-Untersuchung wie vor einem Jahr, für die Kranken ändert sich im Gegenzug rein gar nichts.Es geht also nicht ums Bestrafen, sondern ums Belohnen – ein Paradigmenwechsel, zugegeben. Aber vielleicht liegt ja gerade darin die Provokation.

 

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