Diese Reise nach Rio hätte sich nicht gelohnt
Große internationale Gipfeltreffen wirken immer ein bisschen seltsam. Da treffen gut gekleidete Menschen aus aller Welt in hermetisch abgeriegelten, gut gekühlten Konferenzsälen zusammen und lesen oft nur vor, was ihnen zu Hause jemand aufgeschrieben hat, der sich im Detail viel besser auskennt. Der UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro, der in dieser Woche im 12-Millionen-Moloch in Brasilien stattfand, war noch absurder als ähnliche Veranstaltungen. Rund 50.000 Menschen flogen aus aller Welt ein, um ein längst fertiges Papier zu bekommen. Darin wird festgehalten, dass die Lage unseres Planeten nun wirklich ernst ist. Dass Umweltminister Berlakovich seine Teilnahme an dieser Farce kurzfristig abgesagt hat, war richtig.
Einziger Lichtblick: Die 17-jährige Neuseeländerin Brittany Trilford. Die Schülerin formulierte es drastisch: "Ich bin verwirrt und wütend über den Zustand der Welt". Brittany wird nach ihrer Lebenserwartung noch rund 80 Jahre auf und von der Erde leben – aber da erwartet sie nicht viel Gutes. Wenn Brittany 55 Jahre alt sein wird, werden rund 9 Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Diese Zahl alleine ist noch nicht das Problem. Schon heute, wo wir rund 7 Milliarden sind, hungern rund 15 Prozent der Menschheit. Denn die Ressourcen sind ungerecht verteilt. Ein Magazin, das nur heuer erscheint und in Bezug auf den Maya-Kalender das Ende der Welt thematisiert, "2012 – das vielleicht letzte Magazin der Welt", hat Beispiele errechnet: Für jeden Menschen würde ein Hektar Land reichen, um sich zu ernähren. Wäre nur die Hälfte der Landfläche bewohnt, hätten auf der Erde locker 7 Milliarden Platz, die sich sogar ohne moderne Technik ernähren könnten.
Verschwenderische Katharsis
Jetzt wollen wir natürlich nicht zurück in die Höhle, aber das ist der Beweis dafür, dass mit moderner Technik für jeden genug zum Essen da wäre. Theoretisch. Und noch ein Zahlenspiel: Wenn wir die fruchtbaren Flächen der Erde gerecht aufteilten, dann stünden jedem Menschen weltweit 1,8 Hektar zur Verfügung. Jeder Bewohner des Ölstaates Katars verbraucht aber 10 Hektar, jeder Amerikaner 8 Hektar und jeder Österreicher 5,3 Hektar. Jeder Inder hingegen nur 0,9 Hektar.
Und damit sind wir wieder in Rio de Janeiro. Natürlich verstehen die ärmeren Länder, dass die Umweltverschmutzung unseren Planeten gefährdet, dass der CO2-Ausstoß reduziert werden muss. Brasilianer, Inder oder Chinesen haben dasselbe Recht wie wir, zu Wohlstand zu kommen. Aber das darf eben nicht so passieren, dass sie unsere Umweltsünden nachmachen.
Da muss sich die UNO mehr einfallen lassen, als Mega-Konferenzen in Mega-Citys zu veranstalten. Von 63.000 Arten auf der Erde ist ein Drittel vom Aussterben bedroht. Das werden solche Treffen nicht verhindern können. Konkrete Maßnahmen zum Schutz der Meere, das Ende verrückter Energiesubventionen und Anreize zum nachhaltigen Produzieren können helfen.
Fürs Reden alleine ist es schon viel zu spät.
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