China: Babyhandel aus Gier und Verzweiflung
Von Susanne Bobek
Gerade erst sorgte die grauenvolle Geschichte der 23-jährigen Chinesin für Empörung, die im siebenten Schwangerschaftsmonat zur Zwangsabtreibung verschleppt wurde. Die Frau konnte die vom Staat auferlegte Strafe für ein zweites Kind nicht zahlen und wurde von Beamten ins Spital geprügelt.
Jetzt stellt sich heraus, dass die in China verhasste, rigorose Ein-Kind-Politik auch noch den Handel mit Babys zum lukrativen Geschäft macht.
Ein Bub hat in China den Marktwert von 3800 Euro, für ein Mädchen müssen 2500 gezahlt werden, das entspricht einem durchschnittlichen Mittelschicht-Jahresgehalt. Die Buben sind teurer, weil sie traditionell für ihre alten Eltern sorgen müssen. Die Mädchen sind billiger, weil sie eine Mitgift bekommen sollten.
Die 223 Babys, die eine Bande aus dem Süden Chinas, wo sich die großen Fabriken befinden, entweder entführt oder verzweifelten Eltern abgekauft hat, wurden in die zentralchinesische Provinz Henan vermittelt, wo vor allem männliche Babys auf dem Schwarzmarkt begehrt sind. Die Bandenchefin wurde zum Tode verurteilt, ihre 35 Mitangeklagten zu hohen Gefängnisstrafen verdonnert. Doch das Geschäft mit Säuglingen geht weiter, da Eltern, die zwei Kinder haben, nicht nur Strafe zahlen, sondern auch mit schweren Schikanen bis hin zum Jobverlust rechnen müssen.
Der Staat hält an der Ein-Kind-Politik weiter fest und setzt seine 500.000 für die Einhaltung zuständigen Beamten unter Druck. Die Regierung rühmt sich, dass ohne ihre strengen Vorgaben nicht 1,3 Milliarden Menschen in China leben würden, sondern es sonst bereits 1,7 Milliarden wären.
Doch die andere Seite der Medaille ist tragisch: Junge Männer finden keine Frauen mehr, weil es schlicht nicht mehr genug Frauen gibt, die mit ihnen eine Familie gründen könnten. Die Gesellschaft überaltert und es gibt zu wenig Arbeitskräfte für die Versorgung der Alten und Kranken, weil diese schlecht bezahlten Jobs niemand machen möchte.
Die jungen Leute wollen daher so schnell wie möglich viel Geld verdienen, denn nur die reichen Chinesen können sich die Strafen für ein zweites Kind leisten.