Breivik plante, Politiker "hinzurichten"
In Norwegen sind erstmals wesentliche Teile von Polizeiverhören mit dem inhaftierten Massenmörder Anders Behring Breivik veröffentlicht worden. Demnach wollte der 32-Jährige bei seinen Anschlägen im Juli das Regierungshochhaus mit dem Büro von Ministerpräsident Jens Stoltenberg zum Einsturz bringen. Nur weil er mit diesem Vorhaben scheiterte, brach er zur Insel Utøya auf, berichtete die Osloer Zeitung Verdens Gang (VG).
Dort hatte er laut VG vor, Außenminister Jonas Gahr Störe, Ex-Regierungschefin Gro Harlem Brundtland und den Chef der Jungsozialisten (AUF), Eskil Pedersen "hinzurichten". Diese habe er als "Verräter der Kategorie A" eingestuft. VG zufolge wollte Breivik die gefangen genommenen Politiker fesseln und auf die Knie zwingen. Anschließend plante er, ihnen ein von ihm selbst verfasstes "Todesurteil" vorzulesen und sie dann mit einem Messer oder einem Bajonett zu ermorden. Zusätzlich zu dem "Urteil" wollte der Attentäter auch einen Auszug aus seiner wirren Ideologie den Politikern vortragen. Breivik erwog überdies, die "Hinrichtungen" zu filmen.
Norwegens größte Boulevardzeitung widmete den Aussagen Breiviks elf Seiten. Details über die Tötung der Opfer auf
Utøya wurden weggelassen. Vor der Polizei hat Breivik bisher bei 18 Verhören über 130 Stunden lang ausgesagt.
Auch die Zeitung Dagbladet veröffentlichte am Freitag Details aus den Ermittlungen. Ein Polizeibeamter gab zu Protokoll, Breivik habe die beiden von ihm verwendeten Waffen nach Attributen von Göttern aus der nordischen Sagenwelt benannt und die Namen in Runenzeichen auf den Waffen eingeritzt. Auf den Schaft seiner Glock-Pistole habe Breivik, "Mjölnir" geritzt - den Namen des Hammers von Donnergott Thor. Das Gewehr habe er mit den Runen für "Gungnir", den Speer Odins, versehen, sagte der Beamte.
In seinem "Manifest" hatte Breivik eine Mischung aus Versatzstücken der christlichen und der nordischen Mythologie als seine Leitbilder bezeichnet.
Angehörige der Opfer und Überlebende haben seit dem Sommer mehrfach kritisiert, dass Medien Breivik breiten Platz einräumen. Bei einem Haftprüfungstermin unterband der Richter den Versuch des Attentäters, eine "Erklärung" an anwesende Hinterbliebene und Überlebende abzugeben.
Auf Utøya hatte Breivik am 22. Juli 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet, zuvor waren im Osloer Regierungsviertel acht Menschen durch die von ihm platzierte Autobombe gestorben.
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