Politik

Blaue Winkeladvokaten

Jene, die am meisten austeilen, vertragen oft nicht den Hauch einer Kritik. Und jene, die das Anstandsbanner besonders hoch vor sich hertragen, sind mitunter unanständig. Die FPÖ exerziert das wieder einmal vor. Was wettern deren Obere nicht wegen vermeintlicher oder tatsächlicher Vergehen der politischen Konkurrenz. Es gibt kaum einen Roten, Schwarzen, Grünen oder Orangen, den sie noch nicht zum Rücktritt aufgefordert haben. Und was tun sie, wenn der Abgang eines der Ihren geboten wäre? Sie mauern – und bedienen sich eines Musters, das so gestrig ist wie das Gedankengut mancher Blauer. Sie stilisieren sich zum Opfer, suchen einen Außenfeind.

Schon unter Jörg Haider war es die "linke Jagdgesellschaft", die den Freiheitlichen schaden wolle; nun orten sie eine "beispiellose Hetzkampagne" der Medien gegen ihren Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf. Diesmal geht es nicht um rechtsrechte Rülpser. Es geht um eine ungustiöse Stiftungsaffäre; eine 90-Jährige fühlt sich von Graf getäuscht. Und es geht um eine falsche Berufsbezeichnung auf Wahllisten. Auch wenn Graf kein Anwalt ist, die Blauen haben sich immer als Anwälte der "Anständigen" geriert. Diese sollten sich von moralisch einwandfreien Polit-Advokaten vertreten lassen.