Politik/Ausland

Widersprüche zu Mubaraks Zustand

Widersprüchliche Angaben gibt es über den Gesundheitszustand des früheren ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak. Das Fernsehen berichtete am Abend unter Berufung auf Mubaraks Anwalt Farid el-Deeb, der 83-Jährige, der sich seit Monaten im Krankenhaus in Untersuchungshaft befindet, sei ins Koma gefallen. Kurz darauf berichtete der Sender, das Krankenhaus bestreite die Angaben. Nach Angaben des Fernsehsenders CNN bestätigte der Leiter des Krankenhauses jedoch, dass sich der ehemalige Präsident im Koma befinde. Nach Angaben seiner Ärzte ist Mubarak wiederum gesundheitlich stabil und wird lediglich wegen niedrigen Blutdrucks behandelt.

Ägyptische Medien spekulierten, dass Mubaraks Anwalt Farid al-Deeb möglicherweise mit Berichten über eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes die Einstellung der Bevölkerung Mubarak gegenüber verbessern wollte. "Die Nachricht, dass er sich in einem schlechten Zustand befindet, kommt immer mal wieder und soll Mitleid in der Bevölkerung erregen", sagte der politische Analyst und Aktivist Hassan Nafaa. Nach Angaben seines Anwalt leidet Mubarak an Krebs.

In Ägypten verkaufen Straßenhändler seit einiger Zeit "Galgenstricke", die sich manche Autofahrer hinter die Scheibe hängen. Damit wollen sie ausdrücken, dass sie ihn möglichst bald am Galgen sehen wollen.

Prozess in Sharm el Scheich?

Der langjährige Staatschef war am 11. Februar nach Massenprotesten abgetreten und hatte sich in seine Residenz im Badeort Sharm el-Sheikh am Roten Meer zurückgezogen. Seit einem Herzinfarkt im April befindet er sich im Krankenhaus. Er sitzt dort wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft, ein Prozess gegen ihn soll am 3. August beginnen. Im Vorjahr war er im Universitätsklinikum Heidelberg an der Gallenblase operiert worden.

Weil Mubarak als zu schwach für eine Verlegung ins Gefängnis gilt, soll der Prozess wahrscheinlich anstatt in Kairo in Sharm el-Sheikh stattfinden. Der frühere Luftwaffenoffizier, der 1981 nach der Ermordung des damaligen Präsidenten Anwar al-Sadat an die Spitze des Staates gelangt war, galt im Westen lange als Garant der Stabilität, doch stand er wegen der Unterdrückung der Opposition auch in der Kritik.