Weltumweltschutzgipfel 2016 geht zu Ende: Eine gemischte Bilanz
Steigender Meeresspiegel, Gletscherschmelze, Dürre, Artensterben: Unter all den negativen Meldungen über die Folgen des Klimawandels sind gute Nachrichten rar. Damit sie künftig häufiger werden, diskutierten in den vergangenen zehn Tagen auf Hawaii über 8000 NGO-Vertreter aus 184 Staaten mit Politikern und Wirtschaftstreibenden Maßnahmen zum Naturschutz.
Die Bilanz des Gipfels lässt Hoffnung aufkommen: So erholten sich etwa die Bestände des Pandas in China leicht. Mitverantwortlich dafür ist das Aufforsten von Bambuswäldern. 2011 wurde beschlossen weltweit bis 2020 150 Mio. Hektar Wald aufzuforsten. Bisher wurden 113 Mio. Hektar bewaldet. Entwarnung gibt es auch bei den Grauwalen: Ihr Aussterben scheint vorerst abgewendet. Ölkonzerne achten künftig mit Biologen bei Bohrungen auf die Bedürfnisse der Wale.
Trotz aller Anstrengungen überwiegen trotzdem weiter die schlechten Nachrichten: Orang-Utans und Gorillas sind immer noch durch Krieg und Wilderei bedroht. Auch steigt die Temperatur der Ozeane immer weiter, was unter anderem zu geringeren Fang- und Ernteerträgen, zur schnelleren Verbreitung von Krankheitserregern sowie zu häufigeren Wetterextremen führen dürfte. Als Indiz für die Meereserwärmung werten Forscher die Bewegung von Tieren zehn Breitengrade in Richtung der kühleren Pole.
Großes Aufsehen erregte zu Beginn des Weltumweltgipfels ein Bericht von Amnesty International zur weltweiten Lage von Umweltschützern: 2015 wurden demnach 185 Umweltschützer getötet – davon 122 in Lateinamerika. Dabei handelte es sich vor allem um Aktivisten aus der indigenen Bevölkerung. Sie kämpfen gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes durch Bergbau, Wasserkraft, Land- und Forstwirtschaft. In Honduras und Guatemala ist es besonders gefährlich, sich wirtschaftlichen Interessen entgegenzustellen: Beide Staaten gelten als die gefährlichsten Orte für Umweltschützer. Dort kamen 2015 gemessen an der Bevölkerung die meisten Umweltaktivisten ums Leben.
Brasilien ist in absoluten Zahlen mit 50 toten Umweltschützern traurige Spitze, vor den Philippinen (33 Tote) und Kolumbien (26 Tote). Politik und Exekutive stehen in der Kritik: Sie verabsäumen es häufig, Aktivisten ausreichend zu schützen; Staat und Konzerne sind zudem oft eng miteinander verflochten. Guatemala und Honduras hoffen durch ihren Rohstoffreichtum und ihre laxen Gesetze Konzerne anzulocken. Das soll wirtschaftliches Wachstum bringen.
Dazu sind fast alle Mittel recht: Drohungen, Gewalt und Diskriminierung. Die Vergehen werden kaum geahndet. Untersuchungen und allfällige Verfahren verlaufen schleppend oder führen meist ins Leere, wie Amnesty International kritisiert. Am Vertrauen der indigenen Bevölkerung mangelt es zusätzlich. Sie fragen sich, wie sie ein Staat schützen soll, der eher den Wirtschaftsinteressen internationaler Konzerne nachgibt. Hetzkampagnen schüren den Hass gegen die indigenen Aktivisten, die auch von staatlicher Seite als Staatsfeinde, Terroristen und „Entwicklungsverhinderer“ diffamiert werden.
Ihren Widerstand aufgeben, können die indigenen Umweltschützer nicht. Zu stark sind sie von ihren seit Jahrhunderten bewohnten Gebieten abhängig und außer ihnen setzt sich niemand für ihre Rechte ein.