Erschütternde Tonbänder: Weinende Kinder in US-"Käfigen"
Der öffentliche Druck auf US-Präsident Donald Trump und seine Regierung steigt. Es geht um die Familientrennungen an er amerikanisch-mexikanischen Grenze. Die Nachrichtenseite ProPublica veröffentlichte eine Tonaufnahme, auf der heftig weinende Kinder zu hören sind, die von ihren Eltern getrennt wurden.
"Mami! Ich will mit Papa mitgehen", ist ein kleines Mädchen zu hören, das so heftig weint, dass es kaum Luft holen kann. Ein anderes Mädchen schluchzt: "Ich will nicht von meinem Papa getrennt werden." Ein anderes, laut sechsjähriges Mädchen bittet die Beamten inständig, ihre Tante anzurufen und erklärt stolz, deren Telefonnummer zu wissen.
Schluchzende Kinder
Die auf der Aufnahme zu hörenden Kinder stammen laut ProPublica mehrheitlich aus El Salvador und Guatemala - beides von Gewalt geplagte Länder in Mittelamerika. Auf der Aufnahme ist zu einem Zeitpunkt ein US-Grenzbeamter zu hören, der vor dem Hintergrund lauten Kinderschluchzens auf Spanisch sagt: "Also, wir haben hier ein regelrechtes Orchester. Das einzige, was fehlt, ist ein Dirigent."
Hintergrund: Im Zuge der "Null-Toleranz"-Politik der US-Regierung werden systematisch alle Menschen, die illegal die Grenze überqueren, als Gesetzesbrecher behandelt und festgenommen. Da Kinder nicht mit ihren Eltern inhaftiert werden dürfen, werden die Familien auseinandergerissen.
US-Regierung bleibt hart
Trotz zunehmenden Drucks aus dem In- und Ausland hält die US-Regierung weiter an den umstrittenen Familientrennungen an der Grenze zu Mexiko fest. Justizminister Jeff Sessions und Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen verteidigten das Vorgehen am Montag mit der Begründung, Menschen mit Kindern seien nicht vor Strafverfolgung geschützt.
Es gebe "keine Politik der Trennung von Familien an der Grenze", sagte Nielsen am Montag in Washington. Sie warnte aber zugleich, dass jeder, der die Grenze illegal übertrete, mit Strafverfolgung rechnen müsse. Dies habe zur Folge, dass den Menschen ihre Kinder weggenommen würden. "Was sich geändert hat ist, dass wir nicht länger ganze Gruppen von Menschen davon ausnehmen, die gegen das Gesetz verstoßen."
Justizminister Sessions erklärte: "Wir können und werden Menschen nicht ermutigen, Kinder mitzubringen und ihnen eine weitgehende Immunität angesichts unserer Gesetze geben." Wenn eine Grenzmauer gebaut werde, müsse die Regierung keine "schrecklichen Entscheidungen" mehr treffen
Wie das US-Heimatschutzministerium am Montag mitteilte, wurden zwischen dem 5. Mai und dem 9. Juni 2342 Kinder von ihren Eltern getrennt. Von 19. April bis 31. Mai sind laut US-Regierung 1995 Kinder von ihren Eltern getrennt worden.
Kinder in "Käfigen"
Viele Kinder werden nach Angaben demokratischer Abgeordneter in umzäunten Auffanglagern in der Nähe der Grenze festgehalten, die als "Käfige" beschrieben wurden. Heimatschutzministerin Nielsen wies Vorwürfe über eine schlechte Behandlung der Kinder am Montag zurück. Die Kinder würden "gut behandelt", sagte sie in Washington.
Die UNO hatte die Familientrennungen am Montag scharf kritisiert, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sprach von "Folter".
Auch republikanische Kritiker
Nicht nur bei den Demokraten, auch unter Republikanern ist die umstrittene Praxis umstritten. Der einflussreiche Republikaner John McCain twitterte am Montag, das Vorgehen sei ein "Affront gegen den Anstand des amerikanischen Volkes". Die Regierung habe die Macht, diese Politik außer Kraft zu setzen und "sollte dies jetzt tun". Zuvor hatte selbst First Lady Melania Trump die Praxis kritisiert.
International hat die Kritik ebenfalls eine neue Dimension erreicht. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hat die harsche US-Praxis scharf kritisiert. "Geschichten von Kindern, einige noch Babys, die von ihren Eltern getrennt werden, die Zuflucht in den USA suchen, sind herzzerreißend", sagte Unicef-Chefin Henrietta Fore. "Die Situation ist inakzeptabel", sekundierte ein Unicef-Sprecher am Dienstag in Genf. "Man kann seine Grenzen und die Rechte von Kindern gleichzeitig schützen."
Frankreichs Regierungssprecher Benjamin Griveaux nannte die Bilder von der US-Grenze am Dienstag "schockierend".