Politik/Ausland

Was von der legendären Wüsten-Oase Palmyra blieb

Palmyra - vor fünf Jahren klang der Name der antiken Wüstenstadt wie ein Traum aus Tausendundeiner Nacht. Inzwischen verkam sie zum IS-Albtraum. Die Terrormiliz zerstörte in den vergangenen Jahren des Bürgerkriegs große Teile der Oasenstadt und somit auch unwiederbringlich ein Teil des kulturellen Erbes der Menschheit. Palmyra wurde nun von Bashar al-Assads Truppen zurückerobert, die Regierung gelobte, es wiederaufzubauen. Wie das möglich sein soll im kriegsgebeutelten Syrien ohne Aussicht auf Frieden, ist fraglich.

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Die Unesco will sich sobald wie möglich ein Bild der Kriegsschäden in der historischen Oasenstadt machen. Sicher ist, dass der IS, seitdem er die Stadt im Mai 2015 von der syrischen Armee einnahm, den rund 2000 Jahre alten Baal-Tempel, den Baal-Shamin-Tempel sowie mehrere einzigartigeTurmgräber, den Triumphbogen und einen Teil der berühmten Säulenstraße in die Luft sprengte. Dem syrischen Altertümerchef Mamoun Abdul-Karim zufolge sind die Ruinen in einem besseren Zustand als befürchtet. Palmyra könne wieder aufgebaut und "so werden wie vorher", sagte er am Sonntag.
Der Name Palmyra bedeutet Stadt der Palmen und wurde erstmals im 19. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Damals war die Stadt eine Station für Karawanen auf der Seidenstraße nach Asien. Ihr eigentlicher Aufstieg begann nach der Eroberung durch die Römer im ersten Jahrhundert vor Christus.
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Bald schon entwickelte sich die Stadt dank des Handels mit Gewürzen, Seide und Duftstoffen aus dem Osten sowie Statuen und Glaswaren aus Phönizien zu einer luxuriösen Metropole. Im Jahr 129 nach Christus erklärte der römische Kaiser Hadrian Palmyra zur "freien Stadt" innerhalb seines Reiches. Vor der Verbreitung des Christentums wurde die Dreifaltigkeit Baal, Jarhibol (Sonne) und Aglibol (Mond) angebetet. In dieser Epoche entstanden die berühmten Tempel zu Ehren des babylonischen Gottes Baal - dem Äquivalent von Zeus - und des phönizischen Himmelsgotts Baalshamin. Beide Tempel sind nun nicht mehr.
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Als das Römische Reich im dritten Jahrhundert zu bröckeln begann, erklärte Palmyra sich für unabhängig. Römische Truppen im Westen und persische Truppen im Osten wurden in einer Revolte Zenobias zurückgeschlagen, die dann Königin wurde. Bis zum Jahr 270 eroberte Zenobia ganz Syrien und Teile Ägyptens und stand an der Schwelle Kleinasiens. Doch als der römische Kaiser Aurelian die Stadt wieder einnahm, wurde die mächtige Königin nach Rom gebracht und Palmyra verlor an Bedeutung.
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Palmyra gehört seit 1980 zum UNESCO-Welterbe. Es liegt 210 Kilometer nordöstlich von Damaskus im Herzen der syrischen Wüste. Vor Beginn des Bürgerkriegs 2011 besuchten jährlich mehr als 150.000 Touristen die Ruinen und bewunderten die lange Säulenstraße, den Triumphbogen, die Tempel und die mehr als 500 Grabmäler der Nekropole.
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Vor der Eroberung der Stadt durch die Dschihadisten wurden wichtige Kunstwerke aus dem örtlichen Museum in Sicherheit gebracht, doch plünderten die Extremisten mehrere der reich verzierten Mausoleen. Im Theater sollen die Terroristen Hinrichtungen vollzogen und ein Museum zum Gefängnis umgewandelt haben. Zudem ermordeten sie den 82-jährigen früheren Chefarchäologen der Stadt.
In Palmyra befand sich auch ein berüchtigtes Gefängnis, in dem Syriens Machthaber Bashar al-Assad politische Gegner inhaftierte. Nach der Einnahme der Stadt sprengten die Dschihadisten das Gefängnis.