Was die Kroaten über die Öffnung der Grenzen sagen
Von Uwe Mauch
Die Freude bei Viktor Mazanik über die Wieder-Öffnung der österreichischen Grenzen ist verhalten. Er ist gerade auf dem Weg zum Britanac, einem beliebten Markt in der Zagreber Innenstadt, und erklärt dem KURIER en passant: „Ich verstehe unsere Regierung nicht.“
Mazanik meint die Regierung in Wien, wo er seit mehr als dreißig Jahren Steuern zahlt und sich zu Hause fühlt: „Warum hat man sich mit der Öffnung so lange Zeit gelassen? Warum hat man ignoriert, dass die Kroaten die Corona-Krise viel besser in den Griff bekommen haben als die Österreicher?“
Keine Einzelmeinung
Keine Einzelmeinung in Kroatien. Während sich Premier Andrej Plenković erleichtert zeigt, dass die Österreicher wieder ungehindert ans Meer reisen können, sind führende kroatische Tourismusmanager weitaus weniger diplomatisch. Franco Palma, ein Urgestein der Branche, spricht sogar von „tendenziöser“ und „egoistischer“ Politik der Regierungskoalition.
Franz Lanschützer, Miteigentümer der Valamar Gruppe, die auf ihren 15 Campingplätzen und in ihren 36 Hotels in Kroatien im Vorjahr knapp 200.000 Gäste aus Österreich begrüßen konnte, stößt ins gleiche Horn: „Wir haben die unnötig lange Grenzschließung als Schikane empfunden, weil sie von den Corona-Zahlen her nicht gerechtfertigt war.“
Jeder weitere Tag ohne Gäste aus Österreich kostet viel Geld: So muss man Ostern, Pfingsten und die Donnerstag-Feiertage, die in Istrien und in der Kvarner Bucht normalerweise als erste Saison-Höhepunkte gelten, heuer fast zur Gänze abschreiben.
Dennoch ist der Blick nun bei vielen nach vorne gerichtet: „Wir waren im Februar auf Rekordkurs“, so Anbieter Lanschützer. „Jetzt streben wir die Hälfte des Vorjahresergebnisses an.“ Viktor Mazanik freut sich indes, dass er ab Dienstag barrierefrei zur Familie nach Wien fahren kann.