Politik/Ausland

"Erdogans Prunksucht kostet Milliarden"

Einen Tag vor der Parlamentswahl in der Türkei hat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu der regierenden AKP Korruption und Prunksucht vorgeworfen. Türkische Steuerzahler würden „auf grausame Weise“ um Milliarden gebracht, und die Führung gebe das Geld für „Mercedes-Wagen, Jets und Präsidentenpaläste“ aus, sagte Kilicdaroglu in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. „Die Türkei ist unter der AKP unbewohnbar geworden.“

In der Türkei finden am Sonntag Parlamentswahlen statt. Präsident Recep Tayyip Erdogan wirbt dabei intensiv für seine islamisch-konservative Partei AKP, obwohl er laut Verfassung zur Neutralität verpflichtet wäre. Die AKP strebt eine Zweidrittelmehrheit an, einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage zufolge droht ihr aber sogar ein Verlust ihrer absoluten Mehrheit: Das Institut Konda ermittelte für die Regierungspartei 41 Prozent. Die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP), deren Chef Kilicdaroglu ist, kann demnach mit knapp 28 Prozent der Stimmen rechnen.

Die CHP sieht sich als Verfechterin einer säkularen Türkei und wirft der seit 13 herrschenden AKP eine schleichende Islamisierung des Landes vor. Zudem müssten Millionen Menschen nach wie vor in Armut leben. „Dies ist kein reiches Land“, sagte Kilicdaroglu AFP. „Hier leben 17 Millionen Menschen in Armut, und 6,2 Millionen Bürger sind arbeitslos.“

Streit um goldene Klobrillen

In den vergangenen Tagen hatte ein aberwitziger Streit um goldene Toilettenbrillen im umgerechnet 490 Millionen Euro teuren Präsidentenpalast den Wahlkampf bestimmt. Erdogan verklagte dabei Oppositionsführer Kilicdaroglu wegen übler Nachrede. Dieser hatte Erdogan Verschwendung vorgeworfen. „Paläste wurden für Sie gebaut, Flugzeuge und goldene Toilettensitze gekauft“, sagte er. Erdogan schoss zurück und lud seinen Widersacher zu einer Inspektion ein. Sollte Kilicdaroglu eine goldene WC-Brille finden, werde er das Präsidentenamt abgeben.

Auch vor der Presse verteidigte Erdogan seinen Palast - mit dem Argument, dass in seinem früheren Amtssitz als Premier Kakerlaken herumgelaufen seien. "Als ich das Amt (des Ministerpräsidenten) übernommen habe, sind Küchenschaben in den Toiletten des Amtssitzes herumgelaufen. Ist so ein Ort würdig für den Ministerpräsidenten der Türkischen Republik? Würden sie dorthin Gäste einladen? Was würde geschehen, wenn dann jemand berichtet, was er dort gesehen hat?", so Erdogan in einem Fernsehinterview, wie die Zeitung "Today's Zaman" berichtete.