Wahl: Präsident verteidigt Macht
Von Stefan Schocher
Der Boxweltmeister ging entschlossen zum Angriff über. Mit "kämpferischer Stimmung" rief Vitali Klitschko am Sonntag zum Machtwechsel in der Ukraine auf. Doch dazu reichten die Kräfte des Boxstars vorerst nicht. Bei der Parlamentswahl in der Ukraine ist die Partei von Präsident Viktor Janukowitsch laut ersten Teilergebnissen auf den ersten Platz gekommen. Wie die Wahlkommission in der Nacht zu Montag mitteilte, erreichte Janukowitschs Partei der Regionen nach Auszählung von 14,6 Prozent der Wahllokale 38,8 Prozent der Stimmen. Die oppositionelle Allianz Batkiwschtschina der inhaftierten früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko kam demnach bei den nach Parteilisten vergebenen Sitzen auf 20 Prozent der Stimmen.
Die Kommunistische Partei, die mit der Partei der Regionen derzeit die Regierung bildet, erhielt den Angaben zufolge 15,6 Prozent. Die Partei Udar von Klitschko kam auf 12 Prozent und die nationalistische Partei Svoboda auf 6,7 Prozent. Die Teilergebnisse unterscheiden sich erheblich von Nachwahlbefragungen, wonach die Partei der Regionen mit 28 Prozent, Batkiwschtschina mit 20 Prozent, Udar mit 15 Prozent, Svoboda mit 12,2 und die Kommunisten mit 11,6 Prozent der Stimmen rechnen können.
Bündnis mit Timoschenko
Klitschkos neu gegründete Udar-Partei hatte sich von Anfang an auf die Seite Timoschenkos gestellt. Zwar ging man kein formales Wahlbündnis ein, doch man erwartet, dass die beiden Parteien gemeinsam Politik machen werden.
Der 41-jährige Klitschko betonte, dass er für eine europäische Zukunft stehe: "Ich sehe die Wahl als Kampf um europäische Standards. Wir haben den Eindruck, dass die Regierung in einer Parallelwelt lebt. Alles wird besser, nur die Bürger merken davon nichts". Klitschko sieht sich als Kämpfer gegen die Korruption. Durch diese sei die Politik des Landes den Machtinteressen feindlicher Gruppen von Oligarchen ausliefert.
Zweifel gibt es an der korrekten Abwicklung der Wahl. Beobachter berichteten von Bussen, in denen die gut organisierten Wähler der Regierungspartei von Wahlort zu Wahlort geschickt worden sein sollen, um ihre Stimme so mehrfach abgeben zu können. Eine Abgeordnete von Timoschenkos Partei wurde bei der Stimmabgabe in Odessa verprügelt.