Politik/Ausland

Video: Erster großer Snowden-Auftritt in Moskau

Die Enthüllungsplattform Wikileaks hat das erste Video mit dem US-Geheimdienstenthüller Edward Snowden veröffentlicht, seit dieser Unterschlupf in Russland gefunden hat. In der kurzen Aufnahme, die in der Nacht zu Samstag verbreitet wurde, warnt Snowden vor der Staatsspionage, die wie "eine Art riesiges Netz ganze Bevölkerungen unter Überwachung stellt". Auf der ganzen Welt werde den Menschen inzwischen klar, dass Geheimdienstprogramme "uns nicht mehr Sicherheit geben, sie schwächen unsere Wirtschaft, unsere Länder, sie beschränken unsere Freiheit zu reden, zu denken, zu leben und kreativ zu sein, Beziehungen zu haben (...)", sagt Snowden in dem Video weiter. Er spricht zu einer Gruppe von vier ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeitern, die ihm am Donnerstag in Moskau den "Sam-Adams-Preises" verliehen hatten.

Der Preis soll die "Integrität im Geheimdienst" würdigen. Wikileaks veröffentlichte auch ein Foto, auf dem Snowden lächelnd und mit seinem Preis im Kreise von Ex-Geheimdienstmitarbeitern zu sehen ist. Es war das erste für echt erklärte Foto des jungen Mannes, seit er in Russland ist.

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Treffen mit dem Vater

Unterdessen kam es auch zum ersten Treffen mit Snowdens Vater Lon, wie die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag unter Berufung auf eine informierte Quelle meldete. Es sei ein "sehr emotionales" Treffen gewesen, berichtete die Agentur ohne Angaben zu Zeit und Ort. Snowdens Vater war am Donnerstag in Moskau eingetroffen. Dem russischen Staatsfernsehen sagte er kurz nach seiner Ankunft, er wolle sich vergewissern, dass es seinem Sohn gut gehe. Er erwarte nicht, dass dieser in die USA zurückkehren wolle.

Eine lange Geschichte

Snowden hatte im Juni damit begonnen, den Zeitungen "Washington Post" und "Guardian" Informationen über umfangreiche Überwachungsprogramme zuzuspielen, mit denen die NSA und andere Geheimdienste massenhaft Telefonate und E-Mails überwachen. Wegen der Enthüllungen wird der 30-Jährige von den USA per Haftbefehl gesucht. Der Informatiker hatte sich zunächst nach Hongkong abgesetzt und war dann mit einem ungültigen Reisepass nach Moskau geflogen. Dort saß er wochenlang im Transitbereich des Flughafens fest, bevor ihm Russlands Regierung im August für ein Jahr Asyl gewährte.

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Der Chef des britischen Geheimdienstes MI5, Andrew Parker, behauptete in einer öffentlichen Rede, Edward Snowden und die Medien seien Terrorhelfer. Auch gegen den Guardian, der Informationen des Whistleblowers veröffentlicht hat, wird scharf geschossen. Dabei seien die Aussagen von Parker falsch, behauptet der Spiegel. Die Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Australiens und Neuseelands, genannt die Five Eyes, überwachen nicht nur Terroristen, sondern eben auch besonders oft Unternehmen und befreundete Regierungen. Beispiele dafür liefert der Spiegel. So hackte sich der britische Geheimdienst in die belgische Telefongesellschaft Belgacom ein, um deren Infrastruktur zu nutzen. Die NSA soll die Netzwerke diverser brasilianischer Unternehmen und Banken überwacht haben, davon betroffen ist auch der Ölkonzern Petrobras.

Bereits 2009 wurde Edward Snowden das erste Mal verdächtigt. Laut New York Times fiel seinem damaligen Abteilungsleiter bei der CIA in Genf auf, dass sich seine Arbeitsgewohnheiten deutlich verändert hätten. Er vermutete, dass sich Snowden Zugang zu geheimen Daten verschaffen wollte. Doch der Bericht des Abteilungsleiters an seine Vorgesetzten bei der CIA wurde nie an Snowdens nächsten Arbeitgeber, die NSA, weitergeleitet.

In Moskau bekam Snowden, wie jetzt bekannt wurde, von ehemaligen CIA-Mitarbeitern einen Preis für seine „Integrität im Geheimdienst“. Ihr Sprecher Jesselyn Radack erklärte: „Er liebt Amerika und will, dass es zu seinen demokratischen Idealen zurückkehrt, die in völligem Widerspruch zu einer geschlossenen und geheimen Gesellschaft stehen“. Snowden sehe im übrigen „toll“ aus.