Politik/Ausland

USA wollen temporären Hafen für Gaza-Hilfslieferungen einrichten

Das US-Militär soll gemeinsam mit internationalen Partnern einen temporären Hafen an der Küste des Gazastreifens einrichten. So soll die notleidende Zivilbevölkerung zusätzliche Hilfe auf dem Seeweg bekommen, wie ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Donnerstag in Washington mitteilte.

Hauptteil des Hafens ist demnach ein temporärer Pier, an dem große Schiffe andocken können, um Nahrungsmittel, Wasser, Medizin und Notunterkünfte zu liefern. Dieser böte "die Kapazität für Hunderte zusätzlicher Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern pro Tag", erklärte ein weiterer hochrangiger US-Regierungsvertreter.

Lieferungen zunächst über Zypern

Die Lieferungen würden zunächst über Zypern erfolgen, ermöglicht durch das US-Militär und eine Koalition aus Partnern und Verbündeten. Die Umsetzung des Vorhabens werde einige Wochen dauern. Hilfe von US-Soldaten vor Ort sei allerdings nicht notwendig.

Weitere Details zu den Plänen nannten die Regierungsvertreter zunächst nicht. Sie betonten jedoch, die derzeitigen Hilfslieferungen an die Menschen im Gazastreifen seien "bei Weitem nicht genug und bei Weitem nicht schnell genug".

Am Mittwoch hatte die israelische Zeitung Haaretz berichtet, Israel wolle erstmals seit Kriegsbeginn vor fünf Monaten die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. Israel habe eine entsprechende Vereinbarung mit nicht näher benannten internationalen Institutionen getroffen, hieß es in dem Bericht.

Von der Leyen auf Zypern

Pläne für Hilfstransporte per Schiff bestätigte am Mittwoch schon ein Sprecher der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Die EU-Spitzenpolitikerin wollte am Donnerstagabend und Freitag auf Zypern sein und auch den Hafen von Larnaka besuchen. Von diesem aus sollen die Hilfsgüter per Schiff in den Gazastreifen gebracht werden. Man hoffe darauf, dass der humanitäre Korridor sehr bald eröffnet werden könne, hieß es.

Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten. Vertreter der Vereinten Nationen hatten zuletzt im Weltsicherheitsrat vor dem Hungertod Tausender Zivilisten im Gazastreifen gewarnt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu aber treibt trotz laufender Verhandlungen über eine Waffenruhe die Bodenoffensive in Gaza voran und lässt humanitäre Hilfe beschränken.

Hilfsgüter aus der Luft

Angesichts der humanitären Katastrophe hatten die USA am Wochenende damit begonnen, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen aus der Luft mit Hilfsgütern zu versorgen. Nach Angaben der US-Regierung steht inzwischen auch der Rahmen für eine mögliche Einigung auf eine befristete Feuerpause und eine Freilassung weiterer Geiseln in dem Konflikt. Israel habe die Details "mehr oder weniger akzeptiert". Nun sei die islamistische Hamas am Zug.

Auslöser des Gaza-Kriegs war ein beispielloses Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1.200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wiederum wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 30.000 Menschen getötet.