USA und Türkei auf Konfliktkurs – nur Urlauber profitieren
Von Andreas Schwarz
Wenn sich sogar Teile der türkischen Opposition mit der Regierung und Präsident Recep Tayyip Erdoğan solidarisch erklären, dann ist Ungeheuerliches passiert. Das Ungeheuerliche kommt aus den USA: Die verhängten am Mittwoch Sanktionen gegen den türkischen Innen- und den Justizminister, weil sie „führende Rollen“ im Fall des in der Türkei unter Hausarrest stehenden US-Pastors Andrew Brunson gespielt hätten. Dem 2016 unter Terrorvorwürfen festgenommenen Amerikaner werden Verbindungen zur kurdischen Arbeiterpartei PKK und zur Gülen-Bewegung vorgeworfen. Der in den USA lebende Prediger Fethullah Gülen ist nach Ansicht der Türkei Drahtzieher des Putschversuchs gegen Erdoğan im Juli 2016.
Der von den Sanktionen – Vermögenssperre in den USA, Geschäftsverbot – betroffene Innenminister Süleyman Soylu forderte Washington am Donnerstag mit der Erklärung heraus, die Türkei werde Fethullah Gülen aus den USA „holen“. Außenminister Mevlüt Cavusoglu drohte mit „Vergeltung“. Das Regierungslager aus islamisch-konservativer AKP und ultranationalistischer MHP sowie die Mitte-Links-Partei CHP und die nationalkonservative Iyi-Partei veröffentlichten eine Stellungnahme, in der sie die Sanktionen scharf kritisierten.
Das Verhältnis zwischen den NATO-Partnern USA und Türkei ist seit geraumer Zeit höchst gespannt, Erdoğan suchte in letzter Zeit zunehmend den Kontakt zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Die Sanktionen der US-Regierung gegen zwei türkische Minister ließen auch die türkische Lira am Donnerstag auf ein Rekordtief sinken.