Politik/Ausland

Pressestimmen zum Gesundheitszustand von Hillary Clinton

Zur Debatte im US-Wahlkampf um die Gesundheit von Hillary Clinton schreiben internationale Zeitungen am Dienstag:

"Hillary Clintons verfrühter Abgang von einer Gedenkzeremonie in New York hätte kaum soviel Wirbel ausgelöst, wäre nicht ein Video von der geschwächten Kandidatin aufgetaucht. Zwar versicherten die Demokraten sofort, dass alles in Ordnung sei. Aber über die Gesundheit von Frau Clinton wird schon länger spekuliert. Am Ende kann diese Frage sogar die Wahl mitentscheiden. Viele Wähler könnten nämlich das Vertrauen in die Kandidatin verlieren, weil sie nicht transparent und offen agiert. Was geschieht nun, wenn einer der Kandidaten im Endspurt des Wahlkampfs aufgeben muss? Diese wichtige Frage ist ebenso unangenehm wie unvermeidlich - aber seriös zu beantworten ist sie nicht."

Financial Times (London)

"Eine Lungenentzündung ist eine normale Krankheit. Doch wenn sich jemand um das mächtigste Amt der Welt bewirbt - eine Aufgabe, die das Durchhaltevermögen eines Marathonläufers verlangt -, haben die Wähler das Recht auf uneingeschränkte Informationen zu seinem Gesundheitszustand. (...) Hillary Clinton mag durchaus generell fit sein, wie ihr Arzt und sie selbst behaupten. Aber sie muss ihr ungesundes Beharren auf Privatsphäre überwinden. Je weniger die Wähler wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie an Verschwörungstheorien glauben, die von ihren Gegnern lanciert werden. Leider ist Clintons Hang zur Zurückhaltung von Informationen tief verwurzelt. Die aktuelle Gesundheitskrise ist ein gutes Beispiel dafür, wie so etwas nach hinten losgehen kann."

La Repubblica (Rom)

"Kann die Lungenentzündung von Hillary Clinton das Rennen um das Weiße Haus entscheiden? Es ist eine unvorhergesehene Neuigkeit. Umso mehr, weil sie nach einigen Wochen kommt, in denen Clinton in den Umfragen immer mehr verloren und Donald Trump aufgeholt hat. Und genau zu dieser Dynamik kommen nun die gesundheitlichen Probleme hinzu. Überwiegt damit das Misstrauen gegenüber der Gesundheit von Hillary? (...) Die Krankheit könnte sie aber auch menschlicher machen und dafür sorgen, dass sich die weniger elitären Wähler ihr nahe fühlen."

Nepszabadsag (Budapest)

"Clinton ist 68, Trump 70. Es gab schon mal ältere und sogar kränklichere Präsidentschaftskandidaten als diese beiden. (...) Doch gab es keinen, der dermaßen schmallippig mit der Öffentlichkeit umging. Trump zum Beispiel hat weder seine Steuererklärung noch seine ärztlichen Befunde veröffentlicht. (...) Cinton hatte schon 2012 als Außenministerin gesundheitliche Probleme. Damals hatten die Medien darüber berichtet. Heute hingegen erteilte weder sie noch Trump den Reportern die Erlaubnis, sie beziehungsweise ihn einen ganzen Tag lang zu begleiten, bei jedem Schritt dabei zu sein. Beide verkaufen den Wählern die Katze im Sack. Es wäre noch das geringste, bezöge sich das bloß auf diese (gesundheitlichen) Fragen."