US-Wahl: Der Kampf um 89 Millionen bisherige Nicht-Wähler
Der Wahlkampf in den USA geht langsam aber sicher ins Finale. Noch fünf Wochen haben Hillary Clinton und Donald Trump Zeit, ihre Wähler zu mobilisieren. „Mobilisieren“ ist dabei das passende Wort. Denn anders als hierzulande, ist nicht automatisch jeder Staatsbürger ab 16 Jahren wahlberechtigt. In den USA muss man sich zuerst als Wähler registrieren lassen. Doch darauf verzichten viele. In Zahlen ausgedrückt sind das etwa 65 Millionen US-Amerikaner – das entspricht etwa einem Drittel der theoretisch Wahlberechtigten.
Zusätzlich gehen auch nicht alle registrierten Wähler an einem Wahltag zur Urne. Bei der letzten Präsidentschaftswahl blieben 24 Millionen daheim. In Summe geht es also um circa 89 Millionen Stimmen, die es für die beiden Kandidaten zu mobilisieren gilt. Wer hat da die Nase vorne?
Die nicht-registrierte Wähler
Laut den Statistiken und Erfahrungen aus den Jahren 2008 und 2012 schafft es eher Hillary Clinton als Donald Trump diese Wähler zu mobilisieren. Beispielsweise haben sich in dem Swing-State Florida seit 2012 etwa 430.000 neue Wähler registriert; 240.000 davon sind Latinos, die ihre Stimme eher nicht Donald Trump geben werden. Ebenso sieht die Seite Fivethirtyeight.com diesen Trend in Virgina und Pennsylvania und glaubt sogar: Trump verliert das Rennen um die Neuwähler.
Ganz so leicht lassen sich die Republikaner aber nicht schlagen. Noch hat Trump Zeit, vielerorts bis Mitte Oktober, seine Wähler zu mobilisieren. „Unterstützung“ erhält er laut Spiegel online durch zwei weitere Umstände: erstens versuchen angeblich einige Südstaaten (traditionell republikanisch) es Wählern schwer zu machen, sich anzumelden. Zweitens, soll es in Clintons Team Berichte geben, wonach russische Hacker die Registrierungslisten zu manipulieren versuchen. Vor Hackern warnte aber nicht nur das Wahlkampfteam, sondern auch das FBI und die Heimatschutzbehörde. Demnach gab es nicht nur einen Angriff auf das Wählerverzeichnis, sondern auch kürzlich auf das Wahlsystem selbst, berichtet futurezone.at. "Das könnte ein vorbereitender Schritt für Angriffsversuche sein", erklärte Heimatschutzminister Jeh Johnson am Samstag.
Die Daheimbleiber
Daheim blieben bei der letzten Wahl vor allem weiße Amerikaner ohne Universitätsabschluss – also die Arbeiterklasse der USA. Genau diese Gruppe ist jedoch mitverantwortlich für den Aufstieg von Trump. Blickt man auf die Karte, zeigt sich, gerade in den wichtigen Staaten Ohio und Wisconsin gibt es besonders viele davon.
Unter den Daheimbleibern zeigt sich aber in diesem Jahr noch eine paradoxe Situation. War in den vergangenen Jahrzehnten die Arbeiterklasse eher den Demokraten zugetan, liegen die Republikaner dieses Jahr, je nach Umfrage, zehn bis zwanzig Prozent vor den Demokraten.
Umgekehrt darf sich Hillary Clinton über die weißen Akademiker freuen, die in den letzten sechs Jahrzehnten mehrheitlich republikanisch wählten.
Wer gewinnt denn nun?
Der Wahlkampf ist noch lange, die heiße Phase beginnt erst. Beim Kampf um die bisherigen Nicht-Wähler sehen die Experten Clinton vorne. Dies deshalb, da ihr Wahlkampf besser organisiert ist und sie quasi eine unerschöpfliche Wahlkampfkassa hat. Die fehlt Trump, genauso wie die hunderten bezahlten Helfer vor Ort – die Clinton schon vor Monaten in die wichtigen Staaten sandte. Trump muss es mit Massenveranstaltungen und Fernsehauftritten regeln. Ob das reicht, sehen wir am 8. November.