US-Vorwahl: Gingrich holt South Carolina
Von Stefan Schocher
Drei geschlagene Vorwahlen – drei Sieger. Und mit der Favoritenrolle Mitt Romneys, der sich bereits als republikanischer Kandidat für das Weiße Haus gefeiert hatte, ist es dahin. Vorerst einmal.
Die republikanischen Vorwahlen in South Carolina brachten einen Überraschungssieger: Newt Gingrich. Und das mit klarer Deutlichkeit. 40,4 Prozent votierten für das republikanische Urgestein. Romney kam auf nur 27,8 Prozent. Rick Santorum, der Sieger von Iowa, holte 17 Prozent.
Iowa, New Hampshire, wo Romney haushoch gewonnen hatte, und jetzt South Carolina. Ein Sieg Romneys hätte nach Einschätzung von Beobachtern eine Vorentscheidung im Rennen um die Kandidatur bedeutet. Jetzt ist alles wieder offen. Und die Blicke richten sich auf Florida, wo am 31. Jänner die nächste Vorwahl steigt.
Gingrich rief nach seinem Sieg zu Spenden für seinen Wahlkampf auf, um in Florida einen „K.-o.-Schlag“ landen zu können. Es stehe ein harter Kampf bevor, so Romney nach seiner Niederlage. „Wir müssen noch einen weiten Weg gehen.“
Gingrichs Sieg im evangelikalen South Carolina ist durchaus bemerkenswert. Denn Gingrichs erzkonservative Fassade hat durchaus Kratzer. Gingrich ist zum dritten Mal verheiratet – ein Umstand, der in konservativen Kreisen wahlentscheidend sein kann. Und mit seiner derzeitigen Frau hatte er während seiner zweiten Ehe eine jahrelange Affäre, die publik wurde, als Gingrich den damaligen Präsidenten Bill Clinton wegen der Lewinsky-Affäre angriff. Gingrichs Gegnern gelang es in South Carolina aber nicht, diese Thematik erfolgreich auszuschlachten.
Jobkiller
Erfolgreich waren dagegen die Attacken von Romneys Gegnern: Eine massive Kampagne wegen dessen Zeit als Chef einer Investmentfirma, wo er systematisch Jobs vernichtet habe. Auch zahle er als Multimillionär nur 15 Prozent Einkommensteuer – weit weniger als die meisten Normalverdiener. Zudem dürften in South Carolina, einer Hochburg der Arbeitslosigkeit sowie der religiösen Rechten, Romneys religiöse Ansichten mitentschieden haben. Er ist Mormone.
Er werde weiterkämpfen, so Romney am Wahlabend. Und er mahnte in Anspielung auf die Angriffe wegen seiner Unternehmertätigkeiten: „Wer heute die Waffen der Linken ergreift, wird sehen, wie sie morgen gegen uns gerichtet werden.“
Und tatsächlich morgen könnten das geschehen: Seine Rede zur Lage der Nation will Präsident Barack Obama vor allem dem Thema Verteilungsgerechtigkeit widmen und für ökonomische Chancengleichheit eintreten – für eine „Ökonomie, die für jeden funktioniert, nicht nur für die wenigen Reichen“, wie es in einem vorab veröffentlichten Video heißt.
Nächste Vorwahl in Florida
Die nächste Vorwahl wird am 31. Jänner in Florida abgehalten. Die Republikaner nominieren ihren Präsidentschaftskandidaten offiziell Ende August auf einem nationalen Parteitag, die eigentliche Präsidentenwahl findet Anfang November statt. In Florida liegt Romney in den Umfragen deutlich in Führung. Außerdem dürfte in dem großen Staat Romneys straffer organisiertes und finanziell besser ausgestattetes Wahlkampfteam im Vorteil sein.