Politik/Ausland

US-Truppen für Syrien?

Wie so oft ist es eine Frage des Zeitpunkts. In Kasachstans Hauptstadt Astana wird seit Donnerstag zum zweiten Mal unter russischer, türkischer und iranischer Oberhoheit über die Sicherung eines brüchigen Waffenstillstandes zwischen Rebellen und der Armee gesprochen. Da schwor Syriens Präsident Assad in einem Interview mit französischen TV-Stationen, ganz Syrien zurückzuerobern. Und dann ging ein namentlich nicht genannter Vertreter des Pentagons an die Presse, um über Möglichkeiten zu sprechen, die US-Militärs in Syrien sehen.

Planspiel

Vor allem eine davon hat es in sich. Es sei, so der Pentagonvertreter gegenüber CNN, durchaus möglich, dass man konventionelle Bodentruppen für einen bestimmten Zeitraum in Syrien sehen werde. Wohl gemerkt: Es handelt sich um einen aus einer ganzen Reihe an Vorschlägen, die US-Militärs gegen Ende des Monats US-Präsident Trump unterbreiten wollen. Die letzte Entscheidung, und das sagt auch der CNN-Informant, die liege bei Trump persönlich.

Ein Testballon also. Einer, den Kremlsprecher Peskow mit nur knappen Worten kommentierte. "Es gibt hier viele offene Fragen, aber es ist unmöglich etwas dazu zu sagen, ohne genaues über die Pläne zu wissen."

Als Einsatzgebiet realistisch in Frage kommt für die USA da nur der kurdisch kontrollierte Norden Syriens. Dort agieren bereits jetzt rund 300 US-Spezialkräfte an der Seite der Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die derzeit auf die IS-Stadt Rakka vorrücken. Diese Allianz kontrolliert ein riesiges Gebiet von der irakischen Grenze bis zum Euphrat sowie eine Region im Westen Syriens und ist dem US-NATO-Partner Türkei ein Dorn im Auge.

Gerade in den vergangenen Tagen war es wiederholt zu schweren Zwischenfällen an den Kontaktlinien zwischen den SDF und Truppen der türkisch geführten Militärintervention in Nordsyrien gekommen.

Der türkische Präsident Erdoğan hatte den SDF in der Vergangenheit auch direkt gedroht – vor allem aber den YPG. Diese sind die Miliz der syrischen Kurdenpartei PYD und haben in den SDF eine dominierende Rolle inne. Ideologisch stehen YPD und PYD der linken kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe – Türkeis Staatsfeind Nummer eins. Schon zu Beginn der türkischen Intervention in Syrien hatte die Führung in Ankara auch kein Hehl daraus gemacht, gegen alle Terroristen in Syrien vorgehen zu wollen. Und dazu zählen neben dem IS aus Sicht Ankaras eben auch PKK-nahe Milizen wie die YPG, die für eine kurdische Selbstverwaltung kämpfen.

Schon die jetzige Allianz zwischen SDF und US-Kommandos sowie US-Waffenlieferungen an die SDF verärgerten Ankara zutiefst. US-Spezialkommandos aber, die auf Gebiet der türkischen Intervention in Nordsyriens aktiv werden wollten, waren von den mit der türkischen Armee alliierten Rebellen unmissverständlich aus dem Land gebeten worden. Sie waren gleich an der Grenze mit Steinen beworfen worden.

Ziel eines tatsächlichen US-Bodeneinsatzes in Syrien wäre demnach auch, Ankara klar zu machen, dass von den SDF keine Gefahr ausgehe, so der Pentagonsprecher zu CNN.