UNO will mit Klimagipfel Druck machen
Die Angst vor einem unumkehrbaren Klimawandel mobilisierte Hunderttausende Menschen rund um den Globus zu Demonstrationen am Sonntag. Ob in New York, Berlin, Paris, London, Buenos Aires oder Kathmandu – alle drängen die Mächtigen in Politik und Wirtschaft zu handeln, bevor es zu spät ist.
Einen Tag vor der alljährlichen Generalversammlung der Vereinten Nationen (siehe hier) will UN-Generalsekretär Ban Ki-moon neuen Schwung in die schwierigen Bemühungen für einen neuen Weltklimavertrag, der für 2015 angepeilt wird, zu bringen. Beschlüsse sind aber heute keine zu erwarten.
Manch Kritiker spricht von einer "Klimaspendengala", die heute in New York über die Bühne gehe. Stefan Schleicher, Umweltökonom an der Universität Graz, schließt sich dem an: "Diese Art von Gipfel beruht nur auf Versprechen. Ich vergleiche das gern mit einer Rotarier-Veranstaltung, bei der jemand zum Spenden aufruft und den Hut durchgehen lässt – und man bestenfalls dem Nachbarn über die Schulter schaut, wie viel er tatsächlich gibt."
Veränderte Welt
Dabei läuft der Kioto-Vertrag zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen 2020 ab. Der Beschluss eines neuen internationalen und verbindlichen Klimavertrags ist 2009 in Kopenhagen gescheitert. "Seitdem hat sich die geopolitische Lage massiv verändert", erinnert Schleicher und verweist dabei erstens auf das wirtschaftspolitisch erstarkte China, das überraschend schnell die USA als größter Treibhaus-Emittent überholt hat; zweitens sind die USA der größte Schuldner Chinas; und drittens spielt Russland eine neue Rolle. "Das sind alles Indikatoren dafür, dass es sehr schwer wird, einen bisskräftigen Klimavertrag 2015 zu erzielen", sagt Schleicher.
"Dabei ist das Zeitfenster sehr begrenzt: Nach heutigem Wissensstand bleiben uns 15 Jahre. Bis dahin muss der Gipfelpunkt erreicht und die Trendumkehr geschafft werden", so Schleicher. Dabei werde es nicht reichen, sich auf die UNO zu verlassen. Der Umweltökonom denkt dabei in Europa an neue Möglichkeiten bei der Mobilität etwa durch Hochleistungszüge. Zum anderen könnten durch Gebäudesanierungen im großen Stil zugleich neue Arbeitsplätze geschaffen und ein niedrigerer Energie- und Ressourcenverbrauch erzielt werden, sagt Schleicher. Das würde die Wirtschaft in Europa ankurbeln und den Menschen Jobs geben.