Selenskyj erwartet 2023 Kriegsentscheidung und kündigt Rede zur Lage der Nation an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erwartet im kommenden Jahr eine Entscheidung im Verteidigungskrieg gegen Russland. "Wir werden weiterhin die Streitkräfte und die Sicherheit der Ukraine für nächstes Jahr vorbereiten. Es ist ein entscheidendes Jahr", sagte Selenskyj am Dienstagabend nach Beratungen mit der Militärführung. "Wir begreifen die Risiken des Winters. Wir verstehen, was im Frühjahr getan werden muss", fügte er hinzu.
"Aufgaben für die Zukunft formulieren"
Der ukrainische Präsident kündigte in seiner täglichen Videoansprache auch an, dass er im Parlament seine jährliche Rede zur Lage der Nation halten werde. "Ich möchte, dass diese Botschaft kein Bericht ist, sondern unser Dialog mit Ihnen über das kommende Jahr", sagte der 44-Jährige. Es gehe darum, die Aufgaben für die Zukunft zu formulieren. Die Rede wird noch vor dem Jahreswechsel erwartet. Ein genaues Datum nannte Selenskyj nicht. Im Vorjahr hatt er die Rede vor den Abgeordneten der Werchowna Rada am 1. Dezember gehalten, knapp drei Monate vor dem Beginn der russischen Aggression gegen sein Land.
Selenskyj berichtete weiters über sein Treffen mit dem Generalstab. Dabei sei die Lage im ostukrainischen Donbass und speziell um die Kleinstädte Kreminna und Bachmut besprochen worden. Die Industriestadt Bachmut im Norden des Gebiets Donezk ist seit Monaten umkämpft. Vor Kreminna, einer Kleinstadt nördlich davon im Gebiet Luhansk, hat sich die Lage jüngst zugespitzt. Beide Seiten kämpfen dort um die Initiative. Am Vortag hatte er die Lage an der Front im Donbass als "schmerzhaft und schwierig" charakterisiert.
Unterstützung aus Italien
Der Präsident setzte seine Landsleute auch über seine Unterredung mit der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni in Kenntnis. Seinen Angaben nach prüft Rom derzeit die Lieferung von Flugabwehrsystemen für die Ukraine. "Ich glaube, dass die italienische Unterstützung es uns ermöglichen wird, die Verteidigung des ukrainischen Luftraums zu stärken", sagte Selenskyj.
Nach dem Sieg des Rechtsbündnisses in Italien im Herbst wurde darüber spekuliert, ob das Land seine Unterstützung für die Ukraine einstellen würde. Der Koalition gehört die Partei Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi an, der einer der engsten Verbündeten von Kremlchef Wladimir Putin im Westen war. Meloni hat klar gemacht, dass sie an der Unterstützung der Ukraine festhalten will. Wie ihr Büro nach dem Gespräch mit Selenskyj mitteilte, lud sie den ukrainischen Präsidenten auch zu einem Besuch nach Italien ein. Selenskyj hatte die Ukraine in der Vorwoche erstmals seit Kriegsausbruch verlassen und die US-Hauptstadt Washington besucht.