Ukraine: Rätsel um Serie von Todesfällen
Von Stefan Schocher
Der Mord an Oleg Kalaschnikow ist der achte Todesfall in den Rängen der ehemaligen Regierung unter Präsident Viktor Janukowitsch in nur drei Monaten. Und mit jedem einzelnen Fall wird die Serie sonderbarer. In der Nacht auf Donnerstag wurde Kalaschnikow, Ex-Abgeordneter im Lager Janukowitschs, erschossen vor seiner Wohnung in Kiew gefunden. Am Donnerstag wurde dann auch der eher Russland zugeneigte Journalist Oles Buzina in Kiew erschossen. Nur die jüngsten Fälle in einer Serie. Zumeist war von Selbstmord die Rede. So beim Ex-Gouverneur der Region Saporischschja, Oleksandr Pekluschenko, oder dem Ex-Parlamentarier Stanislaw Melnik. Ebenso beim Politiker Michailo Tschetschetow, der aus dem 17. Stockwerk fiel. Nicht zuletzt starb auch Janukowitschs Sohn einen seltsamen Tod: Sein Auto brach am Baikal-See in Russland im Eis ein.
Pro-russische Aktivisten sprechen von einem Rachefeldzug Kiews. Aber selbst in den Reihen des Oppositions-Blocks sieht man das anscheinend anders. Wie ein Mitglied des Blocks, das nicht genannt werden will, sagt, geht man davon aus, dass keine politischen Motive hinter den Taten stecken. Alle Opfer hätten unglaublich viel gewusst. So habe Kalaschnikow während der Revolution regierungstreue Schlägerbanden koordiniert. Das Geld dafür sei aus den Kassen der "Familie" (Janukowitschs engster Kreis) über ihn geflossen. Tschetschetow wiederum sei unter Janukowitsch Chef der Saatseigentums-Verwaltung gewesen und habe alles über Privatisierungen gewusst. Zu Spekulationen über die Täter sagt er nur so viel: "Jemand, der ein Interesse daran hat."