Türkei leidet massiv unter russischem Embargo
Für die türkisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen war 2016 bisher ein schwieriges Jahr. Der Abschuss eines russischen Militärjets durch die Türkei an der syrischen Grenze im November hatte zu harten Sanktionen seitens Moskau geführt. Die Regierung stoppte die Einfuhr türkischer Agrarerzeugnisse, "empfahl" Reiseveranstaltern und Airlines, die Türkei aus dem Programm zu nehmen, legte Gemeinschaftsprojekte auf Eis und sperrte türkischen Baufirmen den Zugang zum russischen Markt. Allein im ersten Halbjahr 2016 ging das Handelsvolumen um 43 Prozent zurück. Die Hotels an der türkischen Riviera – Lieblingsurlaubsziel der Russen – verzeichneten sogar Leerstände von mehr als 80 Prozent.
Das alles zu ändern, ist das Ziel der Türkei, die angesichts der immer schwierigeren Beziehungen zur Europäischen Union Russland vermehrt als Handelspartner sucht.
Noch ist allerdings die EU ihr wichtigster Handelspartner. 2015 exportierte die Türkei Waren für 62 Milliarden Euro in die und importierte Waren für 79 Milliarden Euro aus der EU. An zweiter Stelle der türkischen Exportstatistik lag 2015 der Iran, an dritter Stelle Russland.
Energie und Banken
Für Russland ist die Türkei sechstwichtigster Handelspartner. Besonders eng ist die Kooperation im Energiebereich. Zwei Großprojekte sollen vorangetrieben werden: Der Bau einer Gaspipeline von Russland über die Türkei (unter dem Schwarzen Meer) nach Griechenland (Turkstream) und das Atomkraftwerk Akkuyu. Nach Fertigstellung wird Russland das AKW zunächst selbst betreiben.
Auch im Geldgeschäft sind die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland gut. So ist die türkische DenizBank seit vier Jahren die wichtigste Auslandsinvestition von Russlands größtem Geldhaus Sberbank.