Trump verteidigt Erstreaktion auf Rechten-Demo
US-Präsident Donald Trump hat seine umstrittene erste Reaktion auf die Gewalt in der Ostküstenstadt Charlottesville bei einer einer Demonstration Rechtsextremer und Gegenkundgebungen verteidigt. Es gebe "Verschulden auf beiden Seiten", beharrte er am Dienstag aber bei einer hitzigen Pressekonferenz in der Lobby des Trump-Towers in New York.
Zugleich verteidigte Trump seinen umstrittenen Chefstrategen Steve Bannon. Dieser sei "ein guter Mann, kein Rassist", erklärte er, ließ Bannons Zukunft im Weißen Haus aber im Unklaren.
Trump verwies sowohl auf die Mitglieder mehrerer rechtsextremer Gruppierungen, die sich am Wochenende in der Universitätsstadt im Staat Virginia getroffen hatten, als auch auf Gegendemonstranten. Eine 32-jährige Frau starb, als ein 20-jähriger Neonazi sein Auto offenbar absichtlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten steuerte.
Distanzierung nach Druck
Trump hatte eine klare Schuldzuweisung an Rechtsextreme zunächst vermieden und von Gewalt auf "vielen Seiten" gesprochen. Bei zahlreichen Politikern der Demokraten, aber auch bei Trumps Republikanern, hatte dies scharfe Kritik hervorgerufen. Erst mit zwei Tagen Verspätung distanzierte sich Trump am Montag auf massiven Druck hin eindeutig von der rechtsextremen Gewalt.
Auf die Frage, warum er zwei Tage gewartet habe, bevor er die rechtsextreme Gewalt ausdrücklich verurteilt habe, sagte er, er habe kein "schnelles Statement" abgeben, sondern zunächst alle Fakten abwarten wollen. Er habe "sehr genau hingeschaut, sehr viel genauer als die meisten Leute", führte er weiter aus. Beide Gruppen in Charlottesville seien aggressiv gewesen. Dies wolle nur niemand zugeben. Trump vermied es am Dienstag erneut, die Tat des Mannes, der mit dem Auto in eine Menschenmenge fuhr und die 32-jährige Frau tötete, als Terror zu bezeichnen.
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat nach den Gewaltexzessen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verurteilt. "Wir müssen dem entgegentreten. Immer. Überall", erklärte Guterres am Dienstag per Twitter. "Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Anti-Semitismus und Islamfeindlichkeit vergiften unsere Gesellschaften."
Alt-Right und Ku Klux Klan
Zu dem Aufmarsch in Charlottesville hatten mehrere Gruppierungen vom extrem rechten Rand aufgerufen - unter ihnen der rassistische Ku Klux Klan und die Alt-Right-Bewegung, die Trump im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte. Manche Teilnehmer des Aufmarsches gaben sich auf Kappen und T-Shirts als Trump-Anhänger zu erkennen.
Seinen Chefstrategen Bannon, dessen einstiges Internet-Portal Breitbart News für das Erstarken der antisemitischen und rassistischen Alt-Right-Bewegung mitverantwortlich gemacht wird, verteidigte der Präsident bei der Pressekonferenz. Er möge ihn, er sei ein Freund.
"Wir werden sehen, was mit Herrn Bannon geschieht", sagte Trump jedoch und ließ die Zukunft Bannons im Weißen Haus damit im Ungewissen. US-Medien hatten zuvor berichtet, Bannon stehe möglicherweise kurz vor der Entlassung.
Bannon vor Abgang?
Der Sender CBS berichtete am Montag unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle, Bannon könnte schon am Ende der Woche seinen Job los sein. Laut einem Bericht der New York Times soll Medienmogul Rupert Murdoch bereits vor der Gewalt in Charlottesville Trump aufgefordert haben, seinen Chefstrategen zu feuern. Der US-Präsident habe sich demnach nur halbherzig Murdochs Rat widersetzt. Gleichzeitig habe er sich enttäuscht über Bannon geäußert.
Die für das Weiße Haus zuständige Korrespondentin der New York Times erklärte allerdings am Dienstagnachmittag, mit einer "unmittelbaren Entlassung" sei derzeit nicht zu rechnen. Unter Berufung auf das Umfeld des Präsidenten ergänzte sie, der neue Stabschef John Kelly und Bannon hätten in den vergangenen Tagen über die Position des Chefstrategen diskutiert. Bannon, der rechtsnationalistische ehemalige Chef des Portals Breitbart News, gilt als einer der Köpfe hinter den Machtkämpfen im Weißen Haus.