Trump äußert sich erstmals zu Protesten
US-Präsident Donald Trump hat mit einer ersten Reaktion auf die massiven Proteste gegen ihn ein eigenartiges Demokratieverständnis offenbart. Auf Twitter schrieb er am Sonntag, er habe das verfolgt, allerdings habe es doch vor kurzem eine Wahl gegeben.
"Warum haben diese Leute nicht gewählt?", schrieb Trump und erweckte so den Eindruck, als halte er Demonstrationen nach einer erfolgten Wahl grundsätzlich für sinnlos. Zum Auftreten zahlreicher Berühmtheiten auf den Demos schrieb Trump: "Promis schaden der Sache sehr." Allein in den USA war am Samstag eine siebenstellige Zahl von Menschen zum friedlichen Anti-Trump-Protest auf die Straße gegangen.
Wenige Stunden später fand es Trump dann offenbar doch angebracht, das Demonstrationsrecht außer Zweifel zu stellen. "Friedliche Proteste sind Kennzeichen unserer Demokratie. Auch wenn ich nicht immer zustimmen kann, repektiere ich die Ansichten der Leute", schrieb der Präsident.
Umfragen haben ergeben, dass Trump mit so geringen Zustimmungswerten ins Weiße Haus einzog wie kein anderer designierter Präsident vor ihm. Und wenn er das Wahlverhalten der Demonstranten kritisiert, erwähnt er nicht, dass seine Gegnerin Hillary Clinton auf fast drei Millionen Stimmen mehr als er kam. Trump gewann dank des ungewöhnlichen Wahlsystems in den USA.
Bilder vom Women's March gegen Trump
Geschätzt 2,5 Millionen Demonstranten weltweit
Der "Women's March on Washington" wurde am Samstag von Hunderten "Schwestermärschen" in anderen amerikanischen Städten, aber auch im Ausland, begleitet. Die Proteste vom Samstag zeigten die Spaltung im Land, die mit Trumps feurig-radikaler Antrittsrede womöglich noch tiefer geworden ist. Allein in Washington sollen angeblich rund eine halbe Millionen Menschen auf den Beinen gewesen sein. Der Verkehr im Herzen der US-Hauptstadt war fast den ganzen Tag über lahmgelegt.
In Schätzungen war von 2,5 Millionen Protestlern weltweit die Rede und der größten Demonstration im Zusammenhang mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten in der Geschichte der USA. Offiziell bestätigt wurden die Zahlen aber zunächst nicht.
Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz - sie reichten also weit über frauenspezifische Fragen hinaus. So marschierten auch zahlreiche Männer und Kinder mit.
Prominente Unterstützung
Die Demonstrationen waren schon seit längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressiven Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich. Vielerorts wurden die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen, so in Washington, wo zunächst mit 200.000 Demonstranten gerechnet worden war. Prominente wie die Schauspielerinnen Emma Watson, Ashley Judd und Scarlett Johansson sowie die Sängerinnen Madonna und Alicia Keys feuerten hier die Menge an. Weiters sprachen Regisseur Michael Moore, Frauenrechtlerin Gloria Steinem sowie Bürgerrechtlerin Angela Davis.
Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100.000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver und Seattle. In Los Angeles waren es nach Polizeiangaben sogar 500.000 Teilnehmer, unter ihnen waren auch Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden. Bis zum Abend blieben die Demonstrationen zumeist friedlich, es gab lediglich Berichte über kleinere Ausschreitungen.