Politik/Ausland

Fall Litwinenko: London ordnet Untersuchung an

Es ist ein Schachzug, der Moskau sicherlich nicht freuen wird: Großbritannien rollt den Fall Litwinenko neu auf – die Vergiftungs- und Mord-Vorwürfe rund um jenen ehemaligen KGB-Spion, der Russland mit seinen Enthüllungen mehr als in Verlegenheit gebracht hat, werden untersucht. Konkret geht es darum, herauszufinden, inwieweit der russische Staatsapparat in den Fall verwickelt war, so die BBC.

Begehr der Witwe

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Ob eine Demütigung Moskaus während der hochkochenden Ukraine-Krise damit intendiert ist, sei dahingestellt – den Ausschlag für die Wendung des Falles hat jedenfalls Litwinenkos Witwe Marina (Foto) gegeben. Bislang hat die britische Regierung eine öffentliche Untersuchung des Falles nämlich immer abgelehnt, sie gab einer von einem Richter geführten Ermittlung den Vorzug – dieser hat allerdings selbst zugegeben, keine "faire und furchtlose Untersuchung" führen zu können. Marina Litwinenko ging dies alles zu langsam - das Höchstgericht gab ihrem Ansinnen nun Recht.

Zwei russische Verdächtige

Sie und viele andere hegen den Verdacht, dass der damals 43-jährige ehemalige Spion Opfer einer heimtückischen Vergiftung geworden ist: Er starb im Jahr 2006 an einer Polonium-Vergiftung - kurz nachdem er in einem Londoner Hotel mit zwei Männern Tee getrunken hatte. Die beiden Verdächtigen - Andrei Lugowoj and Dmitri Kowtun – stehen dem KGB zumindest nahe, sie beiden halten sich ohne jegliche Strafverfolgung in Russland auf. Litwinenko selbst, der im Jahr 2000 vor genau diesem Geheimdienst nach London geflohen war, soll zum Zeitpunkt seines Todes für den britischen MI6 gearbeitet haben.

Putin als Zielscheibe

Litwinenko soll dem Kreml ein Dorn im Auge gewesen sein, weil er als ehemaliger KGB-Mitarbeiter zu viel an möglicherweise diskreditierendem Material besessen hat: Er vermutete Wladimir Putin höchstselbst hinter den Sprengstoffanschlägen auf Moskauer Wohnhäuser, die 1999 tschetschenischen Rebellen zur Last gelegt worden waren – und die schlussendlich zum neuerlichen Krieg in der kaukasischen Rebellenregion geführt haben. Auch die Geiselnahme im Moskauer Nord-Ost-Theater, bei der 129 Menschen starben, sei vom FSB lanciert worden – handfeste Beweise für diese Anschuldigungen lieferte Litwinenko allerdings nie.