Politik/Ausland

Timoschenko: "Kompromisse sind mit Putin nicht möglich"

Die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko sieht derzeit keine Chance auf eine Friedenslösung mit Russlands Präsident Wladimir Putin. "Angesichts von Putins Zielen sind Verhandlungen und Kompromisse unmöglich. Wenn wir ihm zubilligen, auch nur teilweise ganze ethnische Gruppen auszulöschen, wird er nicht stoppen", sagte sie in einem Interview in der Freitagsausgabe der "Kleinen Zeitung".

"Er (Putin) lässt uns keine Chance: Wir können nur auf dem Schlachtfeld gewinnen, dann ist Putins Regime am Ende. Erst dann hat Russland die Chance, sich neu zu formieren und normale Beziehungen zu anderen Ländern herzustellen", meinte Timoschenko.

Als Ministerpräsidentin habe sie 2008 den Antrag für einen NATO-Beitritt unterzeichnet. "Das war der Moment, als die Mehrheit der Ukrainer die alten Brücken abbrechen und den Weg nach Westen einschlagen wollte. Mehrere Länder haben das blockiert, sie haben sich den Russen gebeugt", kritisierte Timoschenko.

"Wenn das damals nicht passiert wäre, würden wir heute nicht über den Krieg reden und es wäre nicht der hohe Preis der Sanktionen zu bezahlen. Um Russlands Erpressungen nachzugeben, wurde die Ukraine geopfert", so die Politikerin der Partei "Vaterland" (Batkiwschtschyna).

Sanktionen

Zu den westlichen Sanktionen gegen Russland meinte Timoschenko, diese seien beispiellos und sie verstehe, dass die Entscheidungen in manchen Ländern sehr schwierig seien, weil die Wirtschaft stark davon abhänge. "Länder wie Ungarn, aber auch Österreich sagen, sie brauchen sehr viel Zeit... Die Sache ist einfach", sagte sie.

"Jeden einzelnen Tag fließen bis zu einer Milliarde Euro für Energielieferungen nach Russland. Das Geld finanziert den Krieg. Wenn wir den rasch beenden wollen, dann brauchen wir größtmögliche Waffenlieferungen und größtmögliche Sanktionen. Es geht nicht nur darum, dass die Ukraine den Krieg gewinnt - Russland ruiniert den europäischen Kontinent", betonte Timoschenko.

Außerdem meinte sie, die EU sollte die bürokratischen Hürden überdenken und den Aufnahmeprozess der Ukraine beschleunigen. "Je eher, desto besser. Wenn uns die NATO aufnimmt, verhindern wir damit künftige Kriege", so Timoschenko.

Wurzeln vernichten

Zu den Gerüchten über den Gesundheitszustand Putins sagte sie: "Vergessen Sie all die Erzählungen über seine geistige Gesundheit! Da ist nichts dran, auch nichts an einer Krebserkrankung. Er denkt rational, hat eine Mission, die er sich selbst zurechtgelegt hat (...) Er will im Grunde unsere Wurzeln vernichten, er wird das bis zum Ende durchziehen. Ich glaube nicht an Friedensabkommen, die es bei Donbass und Krim belassen."