Terrorgefahr: So reagiert Europa
Nach den Terroranschlägen in Paris haben viele europäische Länder ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Nachbarstaaten Frankreichs wie Belgien oder Italien intensivierten die Grenzkontrollen. Andernorts gibt es "unsichtbare Sicherheitsmaßnahmen".
Belgien reagierte auf den Terror in Paris mit Pass- und Fahrzeugkontrollen an der Grenze zu Frankreich, verstärktem Schutz öffentlicher Veranstaltungen und einer erhöhten Alarmbereitschaft der Polizei. Das Königreich gilt als eines der am stärksten durch Terrorismus gefährdeten Länder in Europa. Zum Schutz von Großveranstaltungen kann künftig auch das Militär eingesetzt werden.
In Spanien wurde erwartet, dass an der 656 Kilometer langen Grenze zu Frankreich deutlich mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Schon nach Anschlägen in Tunesien und Kuwait hatte Madrid im Juni den Alarm auf die zweithöchste Stufe 4 angehoben. Seitdem gelten für Flughäfen und Bahnhöfe, Atomanlagen und Botschaften verschärfte Schutzmaßnahmen.
In Russland patrouillieren Polizisten und Soldaten auf Bahnhöfen und in Flughäfen, in Kaufhäusern und Sportstätten. Die Stimmung ist seit dem Absturz eines Ferienfliegers über Ägypten mit 224 Toten vor zwei Wochen gespannt. Es soll sich um einen Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) handeln, die auch hinter den Pariser Anschlägen steht.
Die Schweiz verstärkte die Grenzkontrollen an den Übergängen zu Frankreich punktuell. An Bahnhöfen und Flughäfen erhöhte die Polizei ihre Präsenz. Auf dem Flughafen Zürich patrouillierten Einsatzkräfte mit Maschinenpistolen. Der Schutz der diplomatischen Vertretungen Frankreichs in Bern, Genf und Zürich wurde verstärkt.
Als Reaktion auf die Terroranschläge werden auch in Deutschland die Sicherheitsmaßnahmen hochgefahren. Es werde in den nächsten Tagen eine für die Bürger sichtlich erhöhte Polizeipräsenz geben, kündigte Bundesjustizminister Heiko Maas an. „Die Polizei, die man sieht, wird auch etwas anders aussehen als bisher. Die Ausrüstung wird eine andere sein.“
Italien ordnete mehr Kontrollen sowohl an wichtigen Punkten innerhalb des Landes als auch an den Grenzen, insbesondere zu Frankreich, an. Zudem hob der Sicherheitsrat die Alarmstufe auf das zweithöchste Niveau an, das auch den Einsatz von Sondereinsatzkräften des Militärs erlaubt. Nach Rom wurden 700 zusätzliche Soldaten geschickt.
In Griechenland patrouillieren ungewöhnlich viele Polizisten vor französischen Einrichtungen. Laut Polizeikreisen gibt es zudem "unsichtbare Sicherheitsmaßnahmen", um verdächtige Personen zu beobachten. Details wurden nicht genannt.
Die Regierung in Österreich aktivierte zusätzliche Spezialisten der Antiterroreinheiten. Der Schutz französischer Einrichtungen wurde erhöht. Die Syrienkonferenz, an der am Samstag 17 Staaten teilnahmen, wurde von starken Polizeikräften gesichert.
Die Niederlande verschärften Kontrollen an ihren Grenzen sowie auf Fernbahnhöfen und dem Internationalen Flughafen Schiphol bei Amsterdam. Die Sicherheits- und Geheimdienste wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.
Als einziges nordisches Land reagierte Finnland mit verschärften Sicherheitschecks an Häfen und Flughäfen. Dänemark, Schweden und Norwegen schätzten ihre Bedrohungslage nicht anders ein als vor den Anschlägen in Paris; dennoch wurden die Polizisten zu erhöhter Aufmerksamkeit aufgerufen.
In Ungarn patrouillierte bewaffnete Militärpolizei in der von Touristen frequentierten Innenstadt von Budapest. Der Schutz der Flughäfen und Bahnhöfe wurde erhöht. Seit Samstag gilt Terroralarm der Stufe B: Terrorangriff auf ein benachbartes oder verbündetes Land mit unabsehbaren Wirkungen auf Ungarn, ohne konkrete Bedrohungslage.
Bulgarien verschärfte die Kontrollen an den EU-Außengrenzen zur Türkei, zu Serbien und Mazedonien. Regierungschef Boiko Borissow rief die Bürger zu erhöhter Aufmerksamkeit auf.
In Polen sollen Flüge aus oder in möglicherweise "bedrohte Richtungen" stärker überwacht werden. Die Zusammenarbeit mit anderen europäischen Sicherheitsdiensten wurde verstärkt.
In der Slowakei wurden vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen getroffen, insbesondere an Flughäfen, Bahnhöfen und Grenzübergängen.
Auch Tschechien ordnete verstärkte Polizeipräsenz an.
Die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen verstärkten ebenfalls die Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen an den Grenzen. Eine erhöhte Terrorgefahr werde aber nicht angenommen, hieß es.