Politik/Ausland

Hungersnot: Erster Hilfskonvoi in Madaja eingetroffen

Nach monatelangem Warten hat am Montag erstmals ein Hilfskonvoi die hungernden Menschen in der belagerten syrischen Stadt Madaja erreicht. "Zwei Lastwagen mit Lebensmitteln und zwei Lastwagen mit Decken sind gegen 17.00 Uhr in der Stadt eingetroffen", sagte ein Vertreter der syrischen Hilfsorganisation Roter Halbmond der Nachrichtenagentur AFP.

Zur gleichen Zeit erreichten je drei Lastwagen mit Hilfslieferungen die Städte Fua und Kafraja, wie Militärvertreter vor Ort sagten. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) waren etwa 50 Lastwagen unterwegs in Richtung Madaja.

Seit Oktober konnten Hilfsorganisationen die drei Städte nicht erreichen. Die UNO schätzt die Zahl der Hilfsbedürftigen allein in dem von Regierungstruppen belagerten Madaja auf 40.000, die Hälfte davon Kinder. Helfern zufolge sind dort schon 28 Menschen verhungert. Erst nach einer Kampagne im Internet und schwierigen Verhandlungen mit der UNO gab die Regierung in Damaskus vor wenigen Tagen grünes Licht für humanitäre Hilfslieferungen.

UN-Sicherheitsrat befasst sich mit Madaja

In den von bewaffneten Regierungsgegnern umzingelten Schiitenorten Fua und Kafraja in der nordwestlichen Provinz Idlib sind etwa 20.000 Bewohner eingeschlossen. Noch am Montag wollte sich der UN-Sicherheitsrat mit der humanitären Lage in Madaja, Fua und Kafraja befassen. Beschlüsse werden nicht erwartet.

Eine neugegründete Allianz aus kurdischen und arabischen Gegnern des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad will an den anstehenden Syrien-Gesprächen in der Schweiz teilnehmen. Das sagte der Kovorsitzende des Syrischen Demokratischen Rats, Haytham Manna, der Nachrichtenagentur AFP.

Der erst im Dezember gegründete Syrische Demokratische Rat ist der politische Arm der Syrischen Demokratischen Kräfte. Diese bewaffnete Gruppierung hatten kurdische, arabische und christliche Rebellen im Oktober im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gebildet. Sie wird von den USA unterstützt und von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) angeführt, die große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens kontrollieren.

Zwölf Kinder bei Luftangriff getötet

Ab dem 25. Jänner sollen sich Vertreter der syrischen Regierung und deren Gegner zu Gesprächen unter der Schirmherrschaft des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura in Genf treffen. Bisher lud de Mistura den Syrischen Demokratischen Rat nicht zu den Gesprächen ein.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden am Montag bei einem russischen Luftangriff auf eine Schule in Andschara in der nördlichen Provinz Aleppo mindestens zwölf Kinder und drei Erwachsene, darunter ihre Lehrerin, getötet. Mindestens 20 weitere Menschen wurden verletzt.

Die im Westen der Provinz Aleppo gelegene Ortschaft Andschara wird von Rebellen gehalten. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle beruft sich auf ein dichtes Netz von Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben können wegen der unübersichtlichen Lage in dem Konfliktgebiet von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden.

260.000 Menschen seit 2011 getötet

Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete unterdessen, gegen Assad kämpfende Rebellen hätten in der Stadt Aleppo durch Raketenangriffe drei Kinder getötet. Demnach schlugen die Geschosse in einem von Regierungssoldaten gehaltenen Viertel ein.

Der französische Außenminister Laurent Fabius forderte ein Ende der Belagerung von Madaja sowie der syrischen und russischen "Militäreinsätze gegen die Zivilbevölkerung". Das Leiden der Menschen in Madaja und in "allen anderen vom Regime belagerten syrischen Städten" müsse aufhören. Eine von den USA angeführte internationale Militärkoalition fliegt in Syrien seit mehr als einem Jahr Luftangriffe gegen mutmaßliche IS-Stellungen, an denen auch Frankreich beteiligt ist.

Seit Beginn des syrischen Gewaltkonflikts im März 2011 wurden der Beobachtungsstelle zufolge mehr als 260.000 Menschen getötet, unter ihnen 76.000 Zivilisten.