Syrien: Luftwaffe bombardiert Flüchtlingslager
Die syrische Luftwaffe hat bei einem Angriff auf das palästinensische Flüchtlingscamp Yarmouk im Süden von Damaskus mindestens 25 Menschen getötet und zahlreiche verletzt. Wie Aktivisten berichteten, feuerten Kampfflugzeuge mindestens zwei Raketen auf das Camp und trafen dabei eine Moschee, in der rund 600 Flüchtlinge aus den umliegenden Gebieten Schutz gesucht hatten.
Nach Oppositionsangaben handelte es sich dabei um den ersten Angriff auf das Flüchtlingslager seit Beginn des Aufstandes gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad im vergangenen Jahr. Bereits in den frühen Morgenstunden seien bei einem Granatenangriff auf das Lager ein kleines Mädchen eine Frau getötet worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London.
Im Süden von Damaskus versuchen Regierungstruppen seit längerem eine Offensive der Rebellen zurückzudrängen. Am Sonntag flog die Luftwaffe insgesamt sechs Angriffe gegen die Viertel Assali und Hajar al-Aswad im Süden der Hauptstadt, wie Oppositionelle berichteten. Auch in den Vororten Harasta und Erbin sowie in Daraya sei es erneut zu Gefechten gekommen.
500.000 Flüchtlinge
Nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) leben in Syrien gut 500.000 palästinensische Flüchtlinge, 400.000 von ihnen in der Gegend rund um Damaskus. Sowohl Regierungstruppen als auch Rebellen haben in den 21 Monaten des Aufstands gegen Assad Palästinenser rekrutiert. Vor 12 Tagen waren schwere Kämpfen zwischen Assad-loyalen und oppositionsgetreuen Palästinensern ausgebrochen. Diese hatten sich am gestrigen Samstag intensiviert als die Rebellen mehr und mehr die Oberhand gewinnen konnten.
Im Norden Syriens erlangten die Rebellen laut eigenen Angaben Kontrolle um eine seit Tagen umkämpfte Militärakademie nördlich von Aleppo. Man habe 100 Soldaten als Gefangene genommen und 150 hätten sich der Opposition angeschlossen, sagte ein Rebellenkommandant. Am Samstag starben nach Angaben der Beobachtungsstelle landesweit mehr als hundert Menschen, 40 davon allein in dieser Militärakademie.
Unterdessen gab der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) laut einem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel Entwarnung bezüglich eines bevorstehenden Einsatzes von Chemiewaffen durch das Assad-Regime. BND-Chef Gerhard Schindler habe die Bestände in der vergangenen Woche in einer streng vertraulichen Runde auf bis zu 1000 Tonnen geschätzt, darunter 700 Tonnen Sarin und jeweils 100 Tonnen Senf- und VX-Gas. Die Chemiewaffen, deren Einsatz gegen die Rebellen bereits von mehreren Feldkommandanten der Armee gefordert worden sei, seien laut BND im Fall einer Entscheidung des Regimes innerhalb von vier bis sechs Stunden einsatzbereit.