Politik/Ausland

Syrische Armee startet Bodenoffensive auf Aleppo

Syrische Regimeanhänger haben nach eigenen Angaben am Dienstag mit einer Bodenoffensive auf die Rebellengebiete der Großstadt Aleppo begonnen. Armee und Verbündete griffen aus vier Richtungen an, hieß es aus syrischen Militärkreisen. Die Offensive sei nach mehreren Tagen heftiger syrischer und russischer Luftangriffe auf die Opposition gestartet worden.

Die Armee habe das gesamte Stadtviertel Farafira nordwestlich der Zitadelle von Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht, sagte ein Militärvertreter der Nachrichtenagentur AFP am frühen Nachmittag. Die Soldaten hätten in dem Gebiet "viele Terroristen" getötet und bereits mit der Minenräumung begonnen.

Der von Rebellen kontrollierte Osten Aleppos hatte in den vergangenen Tagen die heftigste Bombardierung seit Beginn des Bürgerkrieges erlebt. Auch am Dienstag griffen Jets und Hubschrauber Regimegegner an, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte.

Stoltenberg: "Moralisch absolut inakzeptabel"

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die heftigen Luftangriffe als Verstoß gegen das Völkerrecht verurteilt. "Die schrecklichen Angriffe auf Aleppo haben uns alle erschüttert", sagte Stoltenberg am Dienstag am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Bratislava.

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Die Luftangriffe auf die Stadt und Angriffe auf Hilfskonvois seien "moralisch absolut inakzeptabel und ein eklatanter Verstoß gegen internationales Recht".

Aleppo steht seit Tagen unter Dauerfeuer, nachdem eine von den USA und Russland vermittelte Kampfpause vergangene Woche nach wenigen Tagen zerbrochen war. Die syrische und die russische Luftwaffe überzogen daraufhin zur Vorbereitung einer Bodenoffensive den von Rebellen gehaltenen Ostteil Aleppos tagelang mit einem Bombenhagel.

Russland hatte vor einem Jahr in den Syrien-Konflikt eingegriffen und unterstützt die Regierung von Staatschef Bashar al-Assad. Stoltenberg forderte Russland nun auf, sich "glaubhaft" darum zu bemühen, die Feuerpause wiederherzustellen.

WHO fordert humanitäre Korridore für Kranke

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die sofortige Einrichtung humanitärer Korridore gefordert, durch die Kranke und Verwundete den umkämpften Osten von Aleppo verlassen können. In dem immer wieder von Regierungstruppen angegriffenen Teil der nordsyrischen Stadt gebe es nur noch 25 medizinische Einrichtungen und nur noch 35 Ärzte, die völlig überfordert seien, erklärte WHO-Sprecherin Fadéla Chaib am Dienstag in Genf.

Allein am vergangenen Wochenende seien mehr als 200 weitere Verletzte in längst überfüllte Gesundheitseinrichtungen in Ost-Aleppo gebracht worden. In andere belagerte Orte Syriens könnten humanitäre Organisationen bisher noch Hilfsgüter bringen, darunter Medikamente und medizinisches Material. Jedoch seien sämtliche Zugänge nach Aleppo für Helfer versperrt.