Politik/Ausland

Assad schickt Bodentruppen nach Aleppo

Aleppo steht unter Beschuss. Syrische Regierungstruppen sollen ein von Rebellen kontrolliertes Viertel im Stadtzentrum erobert haben. Es soll sich dabei um den Stadtteil Farafira nordwestlich der Zitadelle von Aleppo handeln, sagte ein Militärvertreter der Nachrichtenagentur AFP. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtet hingegen, Syriens Armee sei in Aleppos Altstadt vorgerückt und habe dort lediglich zwei oder drei Gebäude eingenommen.

Die Armee von Staatschef Bashar al-Assad hat zuvor in Aleppo eine großangelegte Bodenoffensive gestartet. Sie griff Stellungen der Rebellen an vier Orten gleichzeitig an, wie ein hochrangiger Vertreter der Aufständischen am Dienstag sagte. Es handle sich um den größten Angriff seit Beginn des Vorstoßes der Regierung in der vergangenen Woche.

Alle Gegner sind "Terroristen"

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Laut einem Militärvertreter hätten die Soldaten in dem Gebiet "viele Terroristen" getötet und bereits mit der Minenräumung begonnen. Mittlerweile kämen bei der Offensive auch Bodentruppen und Artilleriefeuer zum Einsatz.

Die syrische Führung bezeichnet alle ihre Gegner als Terroristen.

Auf Waffenruhe folgte Bombenhagel

Die Stadt im Norden Syriens steht seit Tagen unter Dauerfeuer, nachdem eine von den USA und Russland vermittelte Kampfpause vergangene Woche nach wenigen Tagen zerbrochen war. Die syrische und die russische Luftwaffe überzogen daraufhin zur Vorbereitung der Bodenoffensive den von Rebellen gehaltenen Ostteil Aleppos tagelang mit Luftangriffen.

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Mehr als 260 Menschen wurden bei den täglich dutzenden Luftangriffen getötet. Auch am Dienstag griffen Jets und Hubschrauber Rebellengebiete an, wie die Menschenrechtsbeobachter weiter meldeten. Die Rettungshelfer der Organisation Weißhelme berichteten von mindestens 13 Toten. Die USA und Russland machen sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich.

Die Weltgesundheitsorganisation hat die sofortige Einrichtung humanitärer Korridore gefordert, durch die Kranke und Verwundete den umkämpften Osten von Aleppo verlassen können.

Feuerbälle in Aleppo

Staffan de Mistura, UN-Sonderbeauftragter für den Syrienkonflikt, schilderte am Montag in bewegenden Worten die Lage in dem von ständigen Luftangriffen heimgesuchten Ostteil Aleppos. "Wir haben Berichte, Videos und Bilder von gemeldeten Brandbombeneinsätzen gesehen, die so gewaltige Feuerbälle erzeugen, dass sie die pechschwarze Dunkelheit in Ost-Aleppo erleuchten, als ob es Tag wäre", hieß es in dem Bericht von de Mistura an den UN-Sicherheitsrat in New York.

Die genaue Anzahl der Luftangriffe könne man nicht ermitteln, schreibt er weiter. "Wir hörten die Worte "nie da gewesen", sowohl bei der Anzahl als auch dem Umfang und Typ der Bombenangriffe", so der Vermittler. Von bunkerbrechenden Bomben sei die Rede, es gebe Bilder von Erdkratern, die viel größer als bei früheren Bombenangriffen seien. "Zivilisten überall in der Stadt müssen sich fragen, wo auf Erden sie in dieser gequälten Stadt noch sicher sein können."

Jahrelanger Kampf um Aleppo

Die Rebellen hatten das Stadtviertel Farafira 2012 zusammen mit dem gesamten Ostteil Aleppos erobert.

Aleppo gehört im syrischen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Die Stadt besitzt für beide Seiten einen großen strategischen und symbolischen Wert. Das Regime kontrolliert den Westen der früheren Handelsmetropole, Kräfte der Opposition den Osten. Die Rebellengebiete sind seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Bis zu 300.000 Menschen sind dort eingeschlossen und leiden unter massivem Mangel an Nahrung, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.