Politik/Ausland

Der IS-Krieg mit US-Waffen

Es ist ein verwackeltes Videobild, das derzeit Rätsel aufgibt. Es zeigt Kämpfer des IS, die Kisten auspacken. Darin enthalten: Handgranaten älterer deutscher Bauart und etwas, das wie verpackte Raketen-angetriebene Granaten für schultergestützte Raketenwerfer aussieht. Aufgenommen wurde die Szene angeblich in der Umgebung der vom IS belagerten Stadt Kobane. Die US-Armee hatte dort Waffen und Munition für die kurdischen Verteidiger abgeworfen – aber keine Granaten eben dieser Bauart, wie es heißt. Seitens des US-Verteidigungsministeriums wurde jedoch mitgeteilt, dass mindestens eines der 28 abgeworfenen Waffenpakete in die Hände des IS gelangt sei.

Nun hat auch das Informationsministerium des Regimes von Bashar al-Assad bekannt gegeben, Waffen für die kurdische YPG-Miliz nach Kobane gebracht zu haben. Was daran wahr ist und was nicht, ist kaum zu sagen: Klar ist, die YPG und ihr politischer Arm, die kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD), befinden sich im syrischen Bürgerkrieg zwar aufseiten der Opposition, haben aber eher die kurdische Selbstverwaltung als einen Regimewechsel in Damaskus im Fokus und mit dem syrischen Regime einen Quasi-Waffenstillstand.

Die Propaganda des IS feiert die abgefangene Waffenlieferung. Und sie feiert die seitens des Erzfeindes Assad bekundete Waffenhilfe für die Kurden in Koalition mit dem "Satan" USA. Rein materiell sind die Kisten aber kein relevanter Gewinn für den IS.

Schutzwesten

Denn der ist bestens versorgt; vor allem aus Beständen der von den USA ausgerüsteten irakischen Armee. Laut US-Schätzungen könnte der IS seine Kämpfer mit jeweils drei M-16 Sturmgewehren amerikanischer Bauart und eben so vielen Schutzwesten ausrüsten – auch, wenn er weiter auf die pflegeleichte und bedienungs-freundliche AK-47 setzt.

Es sind vor allem aber schwere Waffen, die den Gegnern des IS zusetzen. Denn beim Fall des nordirakischen Mossul hatte der IS die gesamten Bestände der dort stationierten 2. Division der irakischen Armee erbeutet. Und die umfasste zwei motorisierte und drei Infanterie-Brigaden. Zuvor Partisanen-Gruppe, kann der IS seither agieren, wie eine Armee.

Geschätzte 30 T-55-Panzer und bis zu zehn T-72-Panzer russischer Bauart hat der IS in Mossul erbeutet. Aber angeblich auch amerikanische Abrams-Panzer. Hinzu kommt eine große Anzahl rückstoßfreier Geschütze und Luftabwehr-MGs, die auf Jeeps montiert werden können und äußerst mobil sind. Und dann sind da modernste Raketenwerfer, leichte halbautomatische Granatwerfer, Feld-Haubitzen, schwere Artilleriegeschütze und auch schultergestützte, infrarot-gelenkte Stinger-Luftabwehrraketen.

Das militärische Rückgrat aber bilden Hunderte Humvees (gepanzerte Jeeps) und gepanzerte Mannschaftstransporter, die eine rasche Rotation von Einheiten ermöglichen und es dem IS erlauben, mit seinen geschätzten 30.000 Kämpfern an mehreren Fronten gleichzeitig zu agieren. Genau darauf basiert der militärische Erfolg des IS – auf dem Überraschungsmoment; gepaart mit dem Ruf, der dem IS vorauseilt und Panik verbreitet. Der Punkt aber ist: Der IS scheint dieses hochtechnische Gerät – die Humvees etwa verfügen über ein ausgefinkeltes Funk-System – auch nutzen zu können. Irrelevant scheinen hingegen erbeutete Luftfahrzeuge. Drei MIG-Kampfjets soll der IS in Syrien erbeutet haben,und in Mossul drei MI-17-Helikopter, die bisher aber nicht ins Kriegsgeschehen eingriffen.