Politik/Ausland

Syrien droht zu zerfallen

Offiziell kämpfen sie alle für die Einheit Syriens: Die Freie Syrische Armee (FSA), die islamistische Al-Nusra-Front und diverse andere extremistische wie weniger extremistische Brigaden, die Vertreter der oppositionellen Nationalen Koalition – ebenso wie die Regierung Bashar al-Assads und dessen Armee und Milizen. Zugleich mehren sich aber die Anzeichen, dass sich beide Lager bereits auf einen Zerfall Syriens vorbereiten.

Vor allem eine von der syrischen Volksversammlung, dem syrischen Parlament, vorgeschlagene Gebietsreform scheint in diese Richtung zu deuten. Es geht um drei neue Provinzen, die geschaffen werden sollen: So soll die Region um Aleppo von der umkämpften Stadt gelöst und in Manbej umbenannt werden. Nummer zwei ist die Provinz Qamishli, die heute Teil der Provinz Hasakah ist. Und letztlich die Provinz Badiya , die das heutige Palmyra und Gebiet um Homs umfassen soll.

Dabei wird zurückgewiesen, dass der Plan den Weg zur Teilung ebne. Denn man wolle ja die Einheit. Auch, wenn sich die neuen Grenzführungen an ethnischen und militärischen Bruchlinien orientieren. Sogar Assad selbst hatte Anfang April die Teilung Syriens als „Möglichkeit“ bezeichnet. Wenn auch als eine nicht angestrebte.

Auf der anderen Seite sind die Rebellen und ihre politischen Vertreter drauf und dran, ihre eigenen Strukturen aufzubauen und möglichst funktionierende Institutionen zu schaffen – wenn auch auf bisher sehr niedrigem Level. Aber es gibt lokale Verwaltungen in den Rebellengebieten und eine Übergangsregierung, die, wenn auch faktisch machtlos und intern zerstritten, so doch immerhin Syrien mittlerweile in der Arabischen Liga vertritt. Und viel mehr noch: Manche Oppositionelle würden es gerne sehen, wenn die Anti-Assads damit beginnen würde, eigene Pässe auszustellen – ein Umstand, der von offizieller Seite zurückgewiesen wird. Weil man ja für die Einheit Syriens kämpfe.

Aber die ist längst Geschichte: Die ethnische Spaltung des Landes ist längst Realität, der Krieg ist mittlerweile ein offen ethnischer, und landesinterne Flüchtlingsströme zementieren diesen ethnischen Konflikt zunehmend auch geografisch ein.