"Superrobert" – die Hoffnung der deutschen Grünen
Von Evelyn Peternel
Noch steht er brav in der zweiten Reihe und lacht, wenn Parteichef Cem Özdemir einen Witz macht. "Ich finde ihn super, und gut sieht er auch aus", sagt eine Jungwählerin im Publikum. "Kein Wunder, dass der in Schleswig-Holstein dreizehn Prozent geholt hat."
Der, auf den hier in Köln alle Augen gerichtet sind, ist in der Ökopartei so etwas wie eine kleine Sensation: Robert Habeck, Umweltminister im hohen Norden, ist bei der Wahl am vergangenen Sonntag nicht mal als Spitzenkandidat ins Rennen gegangen, aber dass die 13 Prozent auf sein Konto gehen, daran zweifelt niemand. Für die Bundespartei ist das Segen und Fluch zugleich: Der 47-Jährige hat geschafft, woran das Grüne Spitzenduo Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt derzeit augenscheinlich scheitert – sie liegen im Umfragen derzeit bei desaströsen sieben Prozent.
Dass Habeck, ob seiner Optik gern als "Posterboy" der Ökopartei gehandelt, jetzt beim Wahlkampfendspurt in Nordrhein-Westfalen aushilft, verwundert darum kaum. Auch im größten Bundesland Deutschlands, wo die letzte und wichtigste Testwahl vor dem Urnengang im Bund ansteht, schwächeln die Grünen massiv – am kommenden Sonntag könnten sie aus dem Landtag fliegen. Die Gründe dafür? "Ich weiß nicht, warum ich Sie wählen soll", sagt Lehrerin Hildegard Achilles zum Podium hinauf; sie will über die vielen Unterrichtsausfälle reden, die die grüne Ministerin Sylvia Löhrmann zu verantworten hat.
"Ein Leckerbissen"
Die Ministerin reagiert darauf ein wenig verschnupft. Habeck, der nach ihr an Mikro tritt, hat es da schon leichter: "Leckerbissen" nennt die Moderatorin ihn.
Was ihn so beliebt macht? Vielleicht, dass er – ähnlich wie der baden-württembergischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann – als Realpolitiker abseits aller Grünen-Klischees gilt; der moralische Zeigefinger seiner Partei ist ihm verhasst, sagt er immer wieder. Sein Auftreten – unrasiert und hemdsärmelig – und der Umstand, dass er vier Kinder hat, tun ihr Übriges. Habeck könnte helfen, dass Grün wieder sexy wird.
Dass das weder Özdemir noch Göring-Eckardt wirklich passt, ist nur logisch, schließlich stellt sein Erfolg ja auch ihre Arbeit infrage. Dennoch wird Habeck wohl im Bund eine größere Rolle spielen müssen, will man die Wahl im Herbst nicht vergeigen; fraglich ist nur, wie. Dass er einen der beiden Spitzenkandidaten ablöst, wäre unglaubwürdig – Habeck war bereits bei der Vorwahl angetreten und an Özdemir gescheitert, allerdings nur um 75 Stimmen. Wahrscheinlicher ist da schon, dass er Özdemir oder Simone Peter als Parteichef ablöst, vielleicht schon im Juni.
Er selbst hält sich zu seinen Ambitionen bedeckt: Als er am Donnerstag als "Superrobert" angekündigt wird, lächelt er nur leise vor sich hin.