Armee dringt in Rebellengebiet Aleppos vor
Nach erbitterten Kämpfen haben die syrischen Regierungstruppen am Wochenende einen wichtigen Teil der Großstadt Aleppo von den Rebellen erobert. Die Soldaten und ihre Alliierten hätten im Viertel Hanano vollständig die Kontrolle übernommen, erklärte die Armee am Samstag. Techniker seien nun im Einsatz, um das Gebiet von Minen und Sprengsätzen zu räumen.
Die Aufständischen bestätigten die Niederlage und machten die Luftangriffe sowie fehlende Krankenhäuser dafür verantwortlich.
Die frühere Handelsmetropole Aleppo ist zweigeteilt: Die Truppen von Präsident Bashar al-Assad versuchen gerade mit Hilfe der russischen Luftwaffe, auch den Ostteil einzunehmen. Dies wäre für Assad nach jahrelangen Kämpfen ein wichtiger Sieg. Hanano war im Jahr 2012 das erste Viertel Aleppos, das in die Hände der Aufständischen fiel. Im Osten der Stadt halten sich nach Erkenntnissen der Vereinten Nationen noch 250.000 Menschen auf. Nach Angaben von Rebellen leben in Hanano aber bereits seit Monaten keine Menschen mehr.
Mistura: Nach Weihnachten "kein Ost-Aleppo mehr"
Der UNO-Sondergesandte Staffan da Mistura hatte kürzlich erklärt, nach seinem Eindruck habe die syrische Regierung "die feste Absicht", in Aleppo "eine beschleunigte militärische Entscheidung anzustreben". Wenn die Angriffe auf die Stadt im Norden des Landes in dieser Intensität weitergingen, "wird es zu Weihnachten kein Ost-Aleppo mehr geben", warnte de Mistura in der Süddeutschen Zeitung.
Zivilisten unter den Toten
Die syrischen und russischen Streitkräfte hatten ihre Luftangriffe auf den Osten Aleppos wochenlang unterbrochen und sie in diesem Monat wieder aufgenommen. Seitdem kamen nach Erkenntnissen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 201 Zivilisten im belagerten Teil ums Leben. Demnach wurden auch 134 Aufständische getötet.
Einen Erfolg konnte Assad offenbar auch in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus erzielen: In Chan al-Schi legten Aufständische staatsnahen Medien zufolge ihre schweren Waffen nieder. Vorausgegangen war eine Vereinbarung mit der Regierung, wonach die Rebellen und ihre Familien in die Provinz Idlib gebracht werden sollen, wie die mit Assad verbündete Hisbollah mitteilte.
Türkei wirft IS Giftgaseinsatz vor
Die Türkei warf unterdessen der Extremistenmiliz IS vor, beim Kampf um die nordsyrische Stadt Al-Bab Giftgas eingesetzt zu haben. Die Extremisten hätten im Norden des Landes eine Rakete mit dem Stoff abgefeuert, berichteten Medien unter Berufung auf die türkische Armee. Daraufhin seien 22 Rebellen zur Behandlung in die Türkei gebracht worden.
Die türkische Regierung verlangt seit Jahren einen Abtritt Assads und unterstützt Rebellengruppen beim Kampf gegen seine Soldaten. Inzwischen hat die Türkei aber auch eine Offensive gestartet, um den IS von der Grenze zu vertreiben.