Selenskij-Besuch in Kanada: Standing Ovations für SS-Veteran
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij stattete vergangenen Freitag im Zuge seiner Kanada-Reise auch dem kanadischen Parlament einen Besuch ab.
Dort bedankte er sich unter anderem für die Unterstützung aus Ottawa; der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte der Ukraine finanzielle Unterstützung in Höhe von 650 Millionen kanadischen Dollar (rund 453 Millionen Euro) zu.
Bei dem Treffen im kanadischen Parlament wurde darüber hinaus der gebürtige Ukrainer und nach Kanada ausgewanderte Yaroslav Hunka mit Standing Ovations als "ukrainischer Held" geehrt.
Das Problem: Hunka ist ein ehemaliger SS-Veteran.
Entschuldigung
Nach heftigen Protesten hat sich Kanadas Parlamentspräsident Anthony Rota für die Ehrung des ukrainischen SS-Veteranen während Selenskijs Besuchs entschuldigt.
„Ich möchte ganz besonders mein tiefstes Bedauern gegenüber den jüdischen Gemeinschaften in Kanada und rund um die Welt ausdrücken“, sagte Rota laut kanadischen Medienberichten vom Wochenende. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln.
➤ Mehr lesen: Selenskij bittet bei USA-Besuch um reichweitenstarke Marschflugkörper
Als Staatsoberhaupt der Ukraine hatte Selenskij am Freitag Kanada besucht und vor dem Parlament in Ottawa gesprochen.
Wenig später äußerte sich die Organisation Friends of Simon Wiesenthal Center (FSWC) empört, dass Rota dabei den 98-jährigen ukrainischen Immigranten Jaroslaw Hunka als einen „ukrainisch-kanadischen Kriegsveteranen“ gewürdigt habe, der für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen Russland kämpfte.
Rota habe verschwiegen, dass Hunka während des Zweiten Weltkrieges in einer Einheit der Waffen-SS diente. Hunka war in der Kammer anwesend und erhielt laut Mitteilung tosenden Applaus.
Laut Radio Canada lebt er in Rotas Wahlkreis.
Nach Angaben des FSCW diente Hunka in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS, auch bekannt als Waffen-SS-Division Galizien. Die SS, die nach Kriegsende bei den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft wurde, hatte in vielen besetzten Ländern nationale Verbände, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren.
Der kanadische Sender CBC News berichtete am Sonntagabend (Ortszeit), dass er vergeblich versucht habe, Hunka zu erreichen.
Die russische Propaganda versucht immer wieder, den Kriegsgegner Ukraine als „neonazistisch“ darzustellen.
Dazu verweist sie auch auf den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959), der zeitweilig mit den Deutschen kollaborierte, in der Sowjetunion in Abwesenheit zum Tode verurteilt und von einem KGB-Agenten in München ermordet wurde.
Das FSWC ist nach eigenen Angaben eine der führenden kanadischen Menschenrechtsorganisationen. Es ist nach dem österreichischen Holocaust-Überlebenden und Nazi-Jäger Simon Wiesenthal (1908-2005) benannt. Galizien ist eine historische Landschaft in der Westukraine und Südpolen, nicht zu verwechseln mit Galicien im Nordwesten Spaniens.