Politik/Ausland

Militär in Guinea putscht und nimmt Präsidenten gefangen

 Im westafrikanischen Guinea haben Teile des Militärs gegen die Regierung geputscht und nach eigenen Angaben Präsident Alpha Condé gefangen genommen. Spezialkräfte der Armee hätten die Regierung "aufgelöst", hieß es in einem Video der Putschisten, das der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag zuging. Das Verteidigungsministerium erklärte dagegen, ein Angriff auf den Präsidentensitz durch Spezialkräfte sei zurückgeschlagen worden.

Nach der Gefangennahme des Präsidenten sei beschlossen worden, die Verfassung außer Kraft zu setzen und die Institutionen aufzulösen, hieß es in dem Video der Putschisten. "Wir haben auch beschlossen, die Regierung abzusetzen und die Grenzen zu schließen", sagte der Chef der Spezialkräfte, Oberstleutnant Mamady Doumbouya in dem Video. Später wurde Doumbouyas Erklärung auch im Staatsfernsehen gezeigt, wo er in eine guineische Flagge gehüllt "Misswirtschaft" anprangerte.

Auch Präsident Condé in der Gewalt der Putschisten ist in einem Video zu sehen. Das Staatsoberhaupt - in Jeans und Hemd auf einem Sofa sitzend - weigert sich darin auf die Frage der Putschisten zu antworten, ob er misshandelt worden sei.

Das Verteidigungsministerium erklärte, "die Aufständischen" hätten in der Hauptstadt Conakry Angst und Schrecken verbreitet und den Präsidentenpalast angegriffen. Die Präsidentengarde, unterstützt von den Verteidigungs- und Sicherheitskräften, hätte die Angreifer jedoch zurückgedrängt.

Aus Conakry waren zuvor Schusswechsel gemeldet worden. Das Militär war vor allem auf den Straßen der Halbinsel Kaloum zu sehen, wo sich das Präsidialamt und zahlreiche Regierungsinstitutionen des westafrikanischen Landes befinden, wie ein AFP-Reporter berichtete.

"Ich habe eine Kolonne von Militärfahrzeugen mit Soldaten gesehen, die in die Luft schossen und militärische Parolen riefen", sagte eine Bewohnerin Conakrys AFP. "Die Soldaten waren alle vermummt."

Ein westlicher Diplomat sagte, er habe "keine Zweifel", dass ein Putschversuch im Gange sei, der von Spezialkräften angeführt werde. Der Diplomat, der anonym bleiben wollte, vermutete als Ursache Spannungen zwischen der Regierung und dem Kommandant der Spezialeinheit, die über bessere Ressourcen als andere Sicherheitskräfte verfügt.

UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte "jegliche Übernahme der Regierung durch Waffengewalt". Er fordere die sofortige Freilassung des Präsidenten.

Condé hatte vergangenes Jahr eine Verfassungsänderung durchgesetzt, die ihm eine dritte Amtszeit ermöglichte. Im Oktober wurde der heute 83-Jährige zum Sieger der von Gewalt begleiteten, umstrittenen Wahl erklärt, was zu Massenprotesten führte. Bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften wurden damals dutzende Menschen getötet.

Nach Jahrzehnten der Diktatur war Condé 2010 der erste demokratisch gewählte Präsident Guineas. Menschenrechtsaktivisten kritisierten jedoch den zunehmend autoritären Führungsstils des Staatsoberhauptes. Condé hingegen rühmt sich, die Menschenrechte vorangebracht und das Land wieder aufgebaut zu haben.