Politik/Ausland

Saudi-Arabien greift militärisch im Jemen ein

Im Jemen überschlagen sich die Ereignisse: Saudi-Arabien hat in der Nacht militärisch in den blutigen Konflikt eingegriffen. Saudische Kampfjets bombardieren Stellungen der schiitischen Houthi-Rebellen, sagte der saudische Botschafter in Washington, Adel al-Jubeir. An dem Einsatz beteiligten sich zehn Länder. Saudi-Arabien hat laut Al-Arabiya 100 Kampfflugzeuge und 150.000 Soldaten für die Offensive im Jemen abgestellt.

Flughäfen gesperrt

Zudem wurden internationale und inländische Flüge auf sieben Flughäfen im Süden des Landes ausgesetzt. Betroffen seien unter anderem die Airports Jizan, Abha and Wadi al-Dawaser, teilte die Luftfahrtbehörde mit. Sie gab keinen Grund für die Schließung an, auch nicht, wie lange diese Maßnahme andauern wird.

13 Tote

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Es gehe darum, die legitime Regierung von Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi zu schützen und zu verteidigen. Es seien Ziele in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten des Landes angegriffen worden, so der Diplomat. In Sanaa starben in der Früh auch bereits 13 Menschen - alle Zivilisten.

Der ebenfalls schiitische Iran hat die saudischen Luftangriffe verurteilt. "Diese Angriffe sind nicht nur eine Verletzung der territorialen Integrität des Jemen, sondern auch eine sehr gefährliche Entwicklung", erklärte die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham in einer Mitteilung.

Wo sich Präsident Hadi aufhielt, wollte der saudische Botschafter nicht sagen. In einer gemeinsamen Erklärung Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwaits, Bahrains und Katars hieß es, die Militärintervention gegen die Houthi-Miliz erfolge auf Bitten Hadis. Ägypten erklärte, es leiste politische und militärische Unterstützung für das Vorgehen Saudi-Arabiens. Botschafter Jubeir meinte, die USA seien an der Militäraktion nicht beteiligt, sein Land habe jedoch die Regierung in Washington konsultiert. Das Weiße Haus bestätigte später, man stelle logistische und geheimdienstliche Unterstützung zur Verfügung.

Ziel der Operation sei deren Schutz vor einer Übernahme durch die Houthi-Rebellen. Zuvor hatte der von den Houthis in der südjemenitischen Hafenstadt Aden bedrängte Präsident Hadi das Ausland dringend um ein militärisches Eingreifen aufgefordert. Als die Houthi-Kämpfer schon die Außenbezirke der Stadt erreichten, verschwand Hadi aus seinem Anwesen und tauchte unter. Kurz darauf drangen Plünderer in das Gebäude ein. Um den Flughafen der Stadt wurde gekämpft.

"Kriegserklärung"

Ein Sprecher der Houthis bezeichnete die saudischen Angriffe als Kriegserklärung. Damit könne sich der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen, warnte der Sprecher dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera.

Riad hat die Entwicklungen im Jemen in den vergangenen Tagen mit großer Sorge beobachtet. Die Krise gerät mehr und mehr zu einem Stellvertreterkonflikt: Mittlerweile ist das Land gespalten in einen von den schiitischen Houthis kontrollierten Norden, die vom ebenfalls schiitischen Iran unterstützt werden, und einen von Hadis Anhängern beherrschten Süden. Hadi wird von Saudi-Arabien und anderen sunnitischen Monarchien der Region unterstützt.

USA zogen Soldaten ab

Die Houthis beherrschen seit Monaten große Teile des Nordjemens sowie die Hauptstadt Sanaa. Unterstützt wird die Houthi-Miliz von Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdallah Saleh. In den vergangenen Tagen drangen sie dann auch in den Süden des Landes ein. Am Mittwoch rückten die Rebellen auf die südliche Stadt Aden, wo der Präsident seit einem Monat Zuflucht gefunden hat. Über Hadis Verbleib herrschte am Donnerstag weiter Unklarheit.

Am Donnerstag wurde nach Angaben örtlicher Behörden der Flughafen von Aden zurückerobert. Hadis Truppen hätten sich zuvor heftige Kämpfe mit Verbündeten der schiitischen Houthi-Rebellen geliefert, so ein Behördenvertreter.

Erst vor vier Tagen hatten die USA aus Sicherheitsgründen eigene, bei Aden stationierte Soldaten abgezogen. Sie hatten die von den Houthis eroberte Luftwaffenbasis Al-Anad als Drohnen-Stützpunkt im Anti-Terror-Kampf genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten. Der Jemen ist einer der engsten US-Verbündeten in der Region.

Schiitische Houthi-Rebellen haben den Jemen überrannt, Saudi-Araben greift mit Luftschlägen von außen ein. Ein Überblick der wichtigsten Akteure im Machtkampf:

DIE HOUTHIS sind ein schiitischer Volksstamm aus dem Nordjemen. Im vergangenen September eroberten rund 30.000 Anhänger die Hauptstadt Sanaa, Anfang des Jahres setzten sie dort Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi und die Regierung in deren Häusern fest. Binnen weniger Wochen brachten sie die Westküste und den Süden des Landes unter Kontrolle.

PRÄSIDENT ABD-RABBU MANSOUR HADI gelang im Februar die Flucht aus Sanaa in die südjemenitische Stadt Aden, von wo aus er weiterzuregieren versuchte. Als die Houthis vorrückten, musste der von den USA und Saudi-Arabien unterstützte Staatschef auch seine dortige Residenz verlassen. Sein neuer Aufenthaltsort war zunächst unklar.

SAUDI-ARABIEN hat als reichster Golfstaat ein großes Interesse daran, den bettelarmen Jemen unter sunnitischer Kontrolle zu halten. Seit Donnerstag fliegt die Monarchie Luftangriffe gegen Houthi-Stellungen.

DER IRAN versucht hingegen als Rivale Saudi-Arabiens, via Sanaa einen Fuß auf die Arabische Halbinsel zu bekommen. Das schiitische Land gilt als Verbündeter der Houthi-Rebellen und forderte einen Stopp der militärischen Angriffe Saudi-Arabiens.

EX-PRÄSIDENT ALI ABDULLAH SALEH schlug einst Aufstände der Houthis nieder, heute gilt er als heimlicher Verbündeter der Rebellen. Die UNO wirft ihm vor, das Chaos im Jemen geschürt zu haben und einen Weg zurück an die Macht zu suchen. Der Langzeitherrscher war nach Protesten gegen ihn Anfang 2012 zum Rücktritt gezwungen worden.

EL-KAIDA AUF DER ARABISCHEN HALBINSEL (AQAP) ist der mächtigste Ableger des weltweit agierenden Terrornetzwerkes. Die sunnitischen Extremisten gelten als heimliche Gewinner im Machtpoker um den Jemen. Mit ihren Anschlägen gegen die schiitischen Houthis punkten sie vor allem bei ärmeren sunnitischen Stämmen.